HEDEROMERUHEN: 2

Als der Grafiker Daisuke Ichiba und der Noiser Yasutoshi Yoshida vor knapp zwei Jahren ihr „Antifolk“-Steckenpferd namens Hederomeruhen ins Leben gerufen hatten, konnte man die krude Mixtur aus monotonem Geschrammel, wilden Zitaten und durchaus schönen Akustiksongs auch als einmaligen Jungenstreich abtun – schon weil einer der beiden Japaner nicht einmal primär aus der Musik kommt. Doch die beiden sind Serientäter: In regelmäßigen Abständen produziert Ichiba neue Tusche-Zeichnungen mit der gewohnt brutalen Erotik, die trotz ihrer Vielzahl an Sujets eine eigene Handschrift und die Lust an der Repetition offenbaren. Ähnliches gilt für die neodadaistischen Bildkollagen Yoshidas sowie natürlich für sein psychedelisches Noiseprojekt Government Alpha. Kein Wunder also, dass auch Hederumeruhen nun seine erste Fortsetzung findet.

Die Stücke auf Album numero zwei entstanden wohl zum letzten Jahreswechsel, stilistisch knüpfen sie allerdings so stark an den Vorgänger an, dass sie ohne weiteres auch aus der gleichen Session stammen könnten. Beim Versuch, ein Stück Ordnung in das heillose Durcheinander des nicht nur akustischen Strudels an Musikfragmenten zu bringen, könnte man grob drei Arten von Tracks ausmachen: Da sind zum einen wahre Sample-Orgien, kollagiert wie Yoshidas Bilder aus Noisefetzen und allerhand Geschrei aus Radio, Film und TV, die zusammen mit einer rumpeligen Drummachine dafür sorgen, dass es hier etwas lauter als auf dem Debüt zugeht. Schwere Riffs, an Grunge und Doom angelehnt und lediglich Zitat bleibend, bilden eine Kategorie für sich.

Den Hauptteil bildet jedoch das, was man im Hederomeruhen-Kontext Folk nennen könnte: Strumming auf locker gestimmten Gitarrensaiten, bei denen das Instrument ein gewisses Eigenleben entwickelt und dezente Obertöne erklingen lässt, und das durch Beckenrauschen und murmelnden Singsang etwas Beschwörendes a la Magick Lantern Cycle bekommt. Dass der Gesang ab und an in überdrehtes Jaulen übergeht, lässt die Frage aufkommen, wo bei den beiden die Ironie beginnt (denn dass sie eine Rolle spielt, steht außer Frage). Bisweilen entstehen echte Hippie-Idyllen, die erwartungsgemäß nicht sein dürfen, denn analoge Störgeräusche sind dagegen. So wird auch hier das Märchen („Meruhen“) zum namensgebenden Abwasser-(„Hedero“)-Märchen. Als Novy Svet einmal einen wunderschönen Chanson zerquietscht und zersägt hatten, beteuerten sie, die Störsounds seinen der eigentliche Song. Ichiba und Yoshida würden sicher ähnliches sagen.

Ohne kluges Brimborium: Ich finde es gut, dass Hederomeruhen lebt, und ich würde mich über ein paar weitere Fortsetzungen ihrer anarchischen Musik freuen, die kraftvoll und erschöpft zugleich klingt und von der ruhig einmal etwas auf Ecstatic Peace erscheinen sollte. (U.S.)

Label: Hederodata