Meg Baird, die Sängerin und Gitarristin der amerikanischen Folkband Espers und gelegentlich Duettpartnerin von Sharron Krauss und Will Oldham, ist im letzten Jahr von ihrer Heimatstadt Philadelphia in die kalifornische Bay Area gezogen, und auch wenn es Trivia sein mag, wundert man sich angesichts dessen vielleicht etwas weniger darüber, dass sich auf ihrem vor kurzem erschienenen Album “Don’t Weigh Down The Light” alles um die Distanz dreht, um Schritte des Verlassens und Neubeginnens, um die Erinnerung an zurückgelassene Orte, die man nur unter Schmerzen loslassen mag.
Bairds drittes Album in Eigenregie, das drei Jahre nach dem Vorgänger “Seasons on Earth” erschienen ist, schlägt einen ruhigen, besinnlichen Ton im Stil des Apallachian Folk an, und wenn man die Texte überhört, könnte man “Don’t Weigh Down The Light” für ein verträumtes, weltabgewandtes Werk halten. Zumindest täuschen die entspannt gezupften Gitarrensaiten das vor, und Bairds hochtönender, bisweilen gehauchter Gesang gerät an keiner Stelle zu herzzerreißend, ebenso wenig die dezenten Streicher- und Orgelbeiträge. Doch hinter der einlullenden Fassade verbirgt sich mancher Abgrund, aber auch so manche Geschichte, die davon handelt, solche Abgründe zu meistern.
Schon Titel wie “Back to you”, “Past Houses”, “Good Directions”, “Leaving Song” und “Even the Walls Don’t Want You to Go” deuten dieses Ringen um die Trennung und ihre gleichzeitige Unmöglichkeit schon auf den ersten Blick an, und ist man erst einmal in Bairds Meditationen eingetaucht, fallen auch musikalisch immer mehr kleine Details auf, die das verhuschte Idyll stören und einen irritierenden, fast verzweifelten Ton ankligen lassen, sei es das undefinierbar glühende Pfeifen hinter den fingerpickings in “Stars Unwinding”, sei es vielleicht mehr noch im a capella-Stück “Leaving Song”, der in der Mitte des Albums nur mit gehauchten Lauten ohne sprachliche Bedeutung so etwas wie die Essenz der Platte anzudeuten scheint.
“Don’t Weigh Down The Light” ist streckenweise derart intim geraten, dass einen als Hörer bisweilen das Gefühl zu stören beschleicht. Dennoch ist das Album von seiner klanglichen Gestalt her dichter und fülliger instrumentiert als Bairds frühere Solowerke, neben Streichern und Perkussion sind an einigen Stellen gesamplete Chöre zu hören, so dass sich das Album mit Hilfe diverser Gastmusiker einem veritablen Bandsound annähert, bei dem man nicht umhin kann, an ihre Gruppe Espers zu denken. Das könnte bedeuten, dass die Musikerin sich derzeit voll auf ihre Soloaktivitäten konzentriert, aber auch ,dass sie darin die Traditionslinien sowohl ihrer Band als auch ihrer Soloarbeiten zusammenfließen lässt. (A. Kaudaht)
Label: Wichita/Drag City