SIEBEN: Norse

Was vor einigen Monaten mit „Lietuva“ begann, setzt sich mit „Norse“ nun fort und entpuppt sich als zweiter Teil einer geplanten Trilogie, deren Konzept auf zwei Säulen steht: Erstmals setzt Matt Howden auf kleine Veröffentlichungen im EP-Format und vertreibt das Ganze rein digital über Bandcamp. Darüber hinaus ist die Reihe Matts persönliche Hommage an Nordeuropa, seine favourisierten Orte und ihre spezielle Magie. Während „Lietuva“ seinem Namen entsprechend das Baltikum und speziell Litauen feierte, steht „Norse“ im Zeichen der skandinavischen Welt und der Art, wie die Bewohner der britischen Inseln ihre Nachbarn jenseits der Nordsee betrach(te)ten.

Viele nordische Vokabeln und grammatische Feinheiten wurden aus den nordgermanischen Sprachen übernommen, und Matt nennt diese Reste „The Old Magic“ und baut aus solchen Ausdrücken und Phrasen den gleichnamigen Song, der das Minialbum eröffnet. Im Unterschied zu dem, was man gewöhnlich als den typischen Sieben-Sound betrachtet, gestaltet sich der Song eher rau, passend zum Klischee des unwirtlichen Nordens mit seinen schroffen Bewohnern und ihrer eigenwilligen Sprache. Reißend und ziehend werden die Saiten seiner Violine diesmal gestrichen. Mit ihr spielt Matt einmal mehr ein einziges und dem Anschein nach zugleich viele Instrumente, und während er seinen Saiten den hypnotischen Rhythmus entlockt, lässt er sich als Sänger sogar ein Falsett entlocken.

Ein weiterer neuer Song ist auf der EP enthalten, „Ready for Rebellion“, und auch dieser erweitert das Sieben-Repertoire in eine neue Richtung. Mit seinem Uptempo und seinen Streichpassagen, die für Momente wie Gitarrensoli klingen, entpuppt sich der Song als eigenwilliges Punkstück. „Get ready for rebellion!“ heißt der einfache Slogen, dem nichts hinzuzufügen ist. Wie schon auf „Lietuvia“ sind zwei Neuinterpretationen älterer Sieben-Stücke beigefügt, diesmal die beiden Loki-Songs vom „Sex & Wildflowers“-Album. Ob „Loki“ oder „Loki Rides Again“, man kommt zu keinem Schluss bei der Frage, welche der jeweiligen Versionen jetzt eigentlich auf dem Kopf und welche auf den Füßen steht. Dem listenreichen Gott der Trickster und des verhängnisvollen Schabernacks derart wunderschöne, wehmütige Violinenparts zu widmen, ist jedenfalls originell und hebt, wenn man so will, eine tragische Facette seiner zwielichtigen Natur hervor.

Mit „Norse“ scheint sich Matt wieder deutlich seiner „heidnischen“ Seite anzunähern, die seinerzeit besonders auf „Ogham Inside the Night“ und dem besagten „Sex & Wildflowers“-Album zum Vorschein kam. Mit den prähistorisch anmutenden Artwork von Martin F. Bedford und den Experimenten mit harscheren Klängen lotet er jedenfalls neues Terrain aus, und man darf auf den dritten und letzten Teil namens „Britannica“ gespannt sein. Alle neuen Stücke dieser EPs werden im kommenden Jahr dann auf Vinyl unter dem Titel „The Old Magic“ erscheinen. (U.S.)

Label: Redroom