HIJOKAIDAN: Emergency Stairway To Heaven

Die 1979 in Kyoto gegründete Formation Hijokaidan ist eines der ältesten und langlebigsten Urgesteine aus dem Bereich, der gemeinhin Japanoise genannt wird, und auf der vor sechs Jahren erschienenen 30CD-Box mit dem schlichten Titel “The Noise” – die ich nur in Auszügen kenne – konnte man sich ein Bild machen von den typischen Stilelementen und den Wandlungen der von einigen Umbesetzungen geprägten Gruppe um Gründer Jojo Hiroshige. Hijokaidan sind v.a. durch ihre spektakulären Auftritte berüchtigt, doch es gibt auch eine Vielzahl von Studioafnahmen, die oft in Kollaboration mit Künstlern wie den Incapacitants, Kenji Haino, natürlich Merzbow und Musikern aus dem Acid Mothers Temple-Umfeld stattfinden.

Ihr aktuelles Studiowerk, dessen Titel auf die Bedeutung des Bandnamens im Japanischen anspielt, präsentiert eine Himmelfahrt als medizinischen Notfall, und da ihr Lärm auch diesmal nicht nur vielschichtig, sondern zugleich herrlich unverquast ist, erübrigen sich viele Worte: Auf den vier Abschnitten der Improvisation “Emergency Stairway To Heaven” klirrt und rasselt sämtliches verfügbare Metall, Gegenstände aus unterschiedlichen Materialien schleifen und rumpeln, enervierendes Feedback brennt einem den Gehörsinn aus und zur Feier all dessen rauschen die Hi-Hats um die Wette. Was die einen elendslang finden, könnte für die anderen nicht lang genug sein, was der eine anstrengend findet, ist dem anderen eine Feier der dionysischen Entgrenzung. Der Rezensent gehört zur Fraktion der Begeisterten, und mit mehrmaligem Hören fallen mir im Chaos der Geräusche durchaus narrative Strukturen auf, weiß der Henker, ob diese beabsichtigt waren oder sich nur unfallmäßig auf dem Weg ins Jenseits ergeben haben: Immer wieder sammelt sich die Musik an bestimmten Stellen, der Fluß der Geräusche staut sich oder hängt scheinbar vollends fest, bis dass wild wirbelnde Drums oder kreischendes Feedback alles wieder mit Getöse im Strom mitreißen. Zwischendrin meint man Tierstimmen zwischen Hiroshiges jaulenden Gitarren zu hören. Weitaus “rockiger” (im allgemeinsten Sinne) gestalten sich die biden Live-Tracks auf der beiliegenden Bonus-CD, bei denen dann ein echter Drummer mit von der Partie ist sowie als Sahnehaube das markerschütternde Geschrei der legendären Junko.

Das ganze ist als Picture Disc plus CD mit DL-Code bei Cold Spring erschienen, und ich hoffe, das von den … Exemplaren noch welche zu haben sind. (U.S.)

Label: Cold Spring