SKREI: Önämuumänö

Ich weiß nicht, ob der Name SKREI etwas bedeutet oder ob das seltsame Palindrom des Titels aus eine ugro-finnischen Sprache stammt, hinter dieser geballten Ladung sprachlicher Obskurität jedenfalls verbirgt sich der in Berlin ansässige Neopolitaner Giuseppe Capriglione, der bereits auf eine ereignisreiche Zeit im weiten Feld zwischen Gitarrendrone, Improv und Harshnoise zurückblicken kann – als Betreiber von rührigen Tape- und Vinyl-Labels, als Veranstalter von Konzertreihen und mit eigenen Musikprojekten wie Gun, Gunzard und Die Frau Von Oben Kann Keinen Lärm Leiden. “Harsh noise is not a crime”, mag er dieser entgegnen, doch ich finde “it is a crime” und das ist gut so.

Die gerade auf CDr erschienene 1-Track-EP mit den vielen Umlauten zählt wohl zu den meditativsten und schöngeistigsten Aufnahmen des Musikers, und auch wenn die hier präsentierten Klanglandschaften durchaus ihr Pensum an unvorhergesehenen Wendungen aufweisen, an plötzlichen Eruptionen und unerwarteten Welchseln der Lautstärke und Klangdichte, verleiht der flächige Rahmen dem Stück dennoch eine angenehme Kohärenz, die einen all die Herausforderungen wie einen Film rezipieren lassen, wie harsche Bilder auf einem Screen, während man selbst im heimelig vertrauten Zimmer sitzt – bis zu dem Moment, in dem die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit ihre Trennschärfe verlieren.

Ein flächiger Rahmen, der eine meditative Ruhe erzeugt – es handelt sich vulgo um Ambient, zu Beginn jedenfalls, das verhaltene Rauschen, das untergründige Brodeln, die an eine Schiffssirene erinnernden Soundschnipsel – all dies ist in ein grobkörniges, aber angenehm wellenförmiges Dröhnen gehüllt, das mit der Zeit lauter und intensiver wird, bevor einem bewusst wird, was sich da unter der Oberfläche zusammenbraut und die halbversteckte Unordnung wie der sprichwörtliche Elefant im Raum steht. Erst in etwa der Mitte des Tracks übernimmt das Rauschen das Ruder, wird lauter und heftiger, und bevor es dumpfes Pulsieren und kurze Kaskaden verzerrten Feedbacks auf die Hörer loslässt und sich kurz darauf ins Infernalische steigert, hat es die schönen Dronesounds längst verschluckt.

“SKREI is Drone – Drone is SKREI” lautet der Slogan des Projektes, und bei desem Einstand hoffe ich, dass es dabei bleibt. (U.S.)

Label: Metzger Therapie