PUCE MARY: The Spiral

Die Dänin Frederikke Hoffmeier, die sich als Puce Mary (inhaltlich wie musikalisch) extremeren Formen elektronischer Musik widmet, erinnert , was ihre Rezeption durch die Medien anbelangt, etwas an die auch auf diesen Seiten rezensierte Margaret Chardiet (Pharmakon), denn auch Puce Mary hat schon ihre Nobilitierung durch Besprechungen und Interviews in Magazinen abseits des „Special Interests”-Forums erfahren, was dazu geführt hat, dass in The Wire (Invisible Jukebox, Februar 2016) plötzlich Namen auftauchen (Genocide Organ, Con-Dom, Cold Meat Industry), die man dort sonst eher selten findet. Natürlich: Hoffmeier ist eine intelligentere Gesprächspartnerin als der durchschnittliche Kraftelektroniker, der (natürlich) Nietsche [sic] liest und seine (vermeintliche) Vorliebe für devianten Sex die Cover seiner Veröffentlichungen bestimmen lässt, aber man muss dennoch fragen, inwiefern die Erleichterung darüber, dass sich endlich nicht mehr nur alte weiße Männer, „grim-faced men in black hoodies“, mit den Abseitigkeiten des Menschen beschäftigen, zur positiven Resonanz geführt hat – was natürlich nicht gegen “The Spiral” spricht.

Hoffmeier agiert recht differenziert, setzt nicht (durchgängig) auf maximale Verzerrung. Das das Album eröffnende Titelstück ist zwar zurückhaltend, aber angemessen irritierend: Töne wie ein Echolot, den richtigen Klang suchend, Stöhnen aus der Tiefe, ein Warten auf die Eruption. „Night Is A Trap II“ ist da rabiater: Verzerrte Vocals, die anfangs kaum auf das Geschlecht der Person schließen lassen, die da brüllt, verzerrte Synths, in der Ferne Perkussion. „The Temptation to Exist“ ist ein unruhiges Stück, das nach einem an Dark Ambient erinnernden Anfang von Noiseeruptionen durchzogen wird. Auf „Enter Into Them“ rezitiert eine Stimme inmitten unheimlicher Geräusche. Das Stück ist gar nicht so weit entfernt von einigen der ruhigeren Tracks der späte(re)n Wolf Eyes. Auf „Masks Are Aids II“ kommen die unvermeidlichen Hochtöne, man hört brutzelnde Sounds, erratische Perkussion, die Stimme ist so bearbeitet, dass sie fast wie ein weiteres Klangelement wirkt. „The Actor“ wird von verzerrtem Gesang dominiert und erinnert in seiner brutalen Statik etwas an IRM. „No Memory“ ist -wenn man so will- das Popstück des Albums, eine fast schon melodische an Black Light Districts “Refusal of Leave to Land“ erinnernde Nummer. Das Album wird dann mit dem (bewusst?) generisch betitelten „Slow Agony Of A Dying Orgasm“ beendet, einem dröhenden zwischen Dark Ambient und Noise changierenden Track, auf dem Hoffmeiers Vocals das letzte Wort haben. (M.G.)

Label: Posh Isolation