KRENG: Selfed

Manche Formen instrumentaler Musik, (Dark) Ambient oder gewisse Spielarten des Drones etwa, lassen sich wegen der vorhandenen Leerstellen (auch immer) als Soundtrack für imaginäre/imaginierte Filme verstehen und deuten. Der Belgier Pepijn Caudron hat unter seinem Projektnamen Kreng in den vergangenen Jahren Klänge nicht nur fürs Kopfkino komponiert, sondern für insgesamt 50 Theater- und Tanzproduktionen die Musik geschrieben, sehr häufig für eine Theatergruppe mit dem bezeichnenden Namen „Abbatoir Fermé“. Krengs Alben tragen Titel wie „The Summoner“ oder „Grimoire“, seine Musik wurde schon als „haunted-house ambience“, der Komponist selbst als „evil“ tituliert. Inzwischen hat Caudron auch fürs Kino gearbeitet und den Soundtrack für die kleine Horrorkomödie Cooties komponiert. Natürlich ist Krengs Musik von einem dunkle(re)n Ton, ohne aber dabei auf Buhu-Effekte zu setzen. Wodurch sich seine Arbeit von anderen abhebt, ist wie variantenreich er agiert, was erneut bei „Selfed“ deutlich wird.

Die Doppel-10‘ enthält Musik, die für eine Tanzchoreographie Kevin Trappeniers für einen einzelnen Tänzer komponiert wurde. In dieser Choreographie geht es u.a. darum – wie es in der Presseinfo heißt – „geistige und physische Barrieren des Selbst und der Gesellschaft“ zu überwinden. Damit passt “Selfed” (natürlich) in die Reihe der seit einigen Jahren auf Substantia Innominata veröffentlichten 10‘es, schließlich handelt es sich um „A concept that embraces the prospect of infinite possibilities for artists to create music about the intangible“, der gewählte Labelname “stands as a metaphor for the aim to experience the New, Unthought, Utopian, to enlarge the perception-bounds for exactly these contents”. Überwindung von Grenzen also, Möglichkeiten der Entwicklung und Befreiung.

Teil eins beginnt mit einem langsam in der Ferne anschwellendem Rauschen, das aus vielen Schichten zu bestehen scheint und das dann plötzlich lauter wird, fast nach Feedback klingt, abbricht, um dann in einen neuen melodischen Drone überzugehen, in dem eine leichte Unruhe herrscht. Der zweite Track ist melodisch(er), das reduzierte Rauschen und Dröhnen wird von einzelnen Klaviertönen durchzogen. Von der Stimmung wird hier eine eher latente als virulente Bedrohung heraufbeschworen. Der Abschlusstrack knüpft entfernt an den Vorgänger an: Das klingt fast so, als hätten Bohren und der Club of Gore und Angelo Bardalamenti zusammen mit Mirror eine Jamsession gemacht. (M.G.)

Label: Substantia Innominata