CONTROLLED BLEEDING: Larva Lumps and Baby Bumps

War in den letzten Jahren der Output von Controlled Bleeding sehr sporadisch geworden und konnte man den Eindruck gewinnen, dass Paul Lemos (vielleicht auch bedingt durch den Tod der beiden Mitstreiter Chris Moriarty und Joe Papa) etwas ausgebrannt und frustriert war, so scheint ihm das Musikmachen inzwischen wieder sichtlich zu begeistern, er hat sich als Gitarrist neu erfunden und scheint auch mit seiner Vergangenheit im Reinen zu sein. So werden fast zeitgleich mit dem neuen Album das legendäre brachiale Vinyldebüt „Knees and Bones“,das schon etwas ausdifferenzierte „Body Samples“ und erstmalig in anderem Format als Tape „Distress Signals“ in erweiterten Versionen veröffentlicht. Lemos ging sogar so weit zu sagen, dass er vielleicht auf der nächsten Tour Material aus der Wax Trax-Zeit spielen werde, etwas, das vor einigen Jahren wohl noch undenkbar gewesen wäre. Auch die aktuellen Fotos scheinen auf die Vergangenheit Bezug zu nehmen.

Musikalisch knüpft „Larva Lumps and Baby Bumps“, dessen Cover von Gregory Jacobsen gestaltet wurde, an das dem verstorbenen Joe Papa gewidmete „Odes To Bubbler“ an, sprich Lemos, Anthony Meola (der Drummer der Urbesetzung), Mike Bazini und Chad SB orientieren sich an der Musik, die Controlled Bleeding Ende der 70er (vor ihren Lärmorgien der frühen 80er) spielten, nämlich eine eigenwillige Form weitgehend instrumentalen Progs, wie der Opener „Driving Through Darkness“ verdeutlicht. „Carving Song“ ist dagegen ruppiger: schleppendes Schlagzeug, Feedback, atonale Elemente, (als einziger Tracks auf dem Album) geflüsterte Vocals, und vielleicht noch am ehesten an die rhythmischen, treibenden Aufnahmen erinnernd, die die vielleicht kommerziellste Phase der Band prägten. „Trawler’s Return“ mit irrsinnigen Gitarrensoli knüpft dagegen an den Beginn des Albums an, wohingegen das melodische, meditative „As Evening Fades“ mit seinen Keyboardloops entfernt an Stücke wie „Firelight“ (von „Headcrack“) erinnert. Das vielleicht interessanteste und neueste Stück ist das das eigentliche Album beendende über zwanzigminütige, vierteilige „The Perks of Being a Perv“ -ein Teil fand sich schon auf der Split-CD mit Sparkle in Grey – , das ganz so beginnt, als wolle man eine upgedatete Version der frühen Noiseaufnahmen abliefern, bevor eine Gitarre einsetzt und das Stück zu einem Noise-/Prog-Hybrid macht.  Zwischendurch meint man fast der verstorbene Joe Papa kehre als Wiedergänger auf, um seinen Scatgesang beizusteuern. Wenn das die Richtung ist, in die sich die Band zukünftig bewegt, ist das sicherlich zu begrüßen.

Auf der Bonus-CD befinden sich acht mit Martin Bisi 2012 live im Studio aufgenommene Stücke. Bezogen auf „Odes to Bubbler“, das Material der gleichen Session(s) enthält, schrieb ich damals, dass sich hier ein „sehr homogenes Bild einer vitalen Liveband“ zeige. (MG)

Label: Artoffact Records