MONOPIUM / K.: Split

Auf dieser Split-Veröffentlichung huldigen zwei polnische Acts ihrer Leidenschaft für deutsche Musik der 70er Jahre, genauer dem Krautrock und dem, was man meist unter dem etwas ungenauen Begriff der Elektronischen Avantgarde fasst. Trotz dieses thematischen Rahmens wirken beide Seiten in sich so rund und abgeschlossen, dass sie auch als eigenständige EPs funktionieren könnten. Zoharum hat aber seit jeher ein Faible für’s Zusammenpacken verschiedener Künstler, was ja unter Umständen auch neue Türen öffnen kann.

Der obskure Klangtüftler Monopium (beide Acts ziehen es vor, sich hinter lakonische Projektnamen zurückzuziehen) spielt seit knapp einem Jahrzehnt eine Musik, die man am ehesten mit einem seiner eigenen Tracks “Dancing Decadenza Cabaret” umschreiben könnte – stark am Dadaismus der 20er angelehnte Musik irgendwo zwischen zerfleddertem Jazz, Zirkusgedudel, finsterem Ambient und konkreten Soundcollagen, die aufgeschlossenen Anhängern von Nurse With Wound, Jac Berrocal und Post Scriptvm gefallen sollte, ein weiterer interessanter Tag ist eine Zusammenarbeit mit der Sängerin von Roma Amor auf seinem letzten Album.

Ein von wildem Beckenrauchen in Schwung gehaltenes Drumming ließ schon zuvor krautige Einflüsse erahnen, und in seiner „Nightclubbing“ betitelten Seite erklingt der vertraute Sound dann auch in alter Frische: treibend und zugleich erratisch, entfalten sich straighte Takte, die mit der Zeit immer mehr unterfüttert werden von wirbelnten Synthies, phlegmatischem Gemurmel und dem Gezeter einer tobenden Menge – an manchen Stellen erreicht die Musik eine fast schon enervierend Schrillheit. Im weiteren Verlauf überwiegt dann teilweise der Kollagensound, dumpfe Tempo- und Rewind-Spielereien und aufgescheuchte Kinderstimmen machen aus der Clubtour bald einen fiesen Trip, dem bohrende Industrialsounds die Krone aufsetzen.

Der unter dem Kürzel K. bekannte Musiker, der mit seinem Album „There’s A Devil Waiting Outside Your Door“ und allem, was da folgte, zum Teil dem Doom Jazz recht nah kam, leitet seine „Die Wölfe kommen züruck“ betitelte Seite mit einem postpunkigen Drumpart ein, der düster groovt und, wenn man beim Thema bleibt, ganz charmant in erinnerung ruft, wie fließend der Übergang von spätem Krautrock zur Neuen Deutschen Welle war. Über lange Strecken huldigt K. im Folgenden einer kreisenden, spacigen Elektronik, die sich in der Intensität steigert und immer etwas zu schwer zum Abheben ist. Analoge elektronische Spielereien wirken alsbald der Regression entgegenwirken, bis ein (im Vergleich zu Monopium recht aufgeräumter) Rocksound von fast dublasiger Exponiertheit auf den Plan tritt und die Seite im finalen Track hypnotisch ausklingen lässt.

„Introwolf“, „Steppenwolf“, „Outrowolf“ nennen sich die Abschnitte des Triptychons und knüpfen somit an seine Gewohnheit, Alben nach literarischen oder musikgeschichtlichen Zitaten, wenn auch etwas feierlicheren, zu benennen, an. Insgesamt eine ordentlich heterogene Veranstaltung – zwei Bands, die gut zusammenpassen und doch keineswegs ähnlich klingen. Wie ich gerade erfahre, sind nur noch eine Handvoll der 300 DCs zu bekommen. (J.G.)

Label: Zoharum