In den letzten Jahren hat Kim Larsen seine Fühler in alle möglichen Richtungen ausgestreckt, mehrere Seitenprojekte ins Leben gerufen und Of The Wand And The Moon entgültig als mehrköpfige Band ausgebaut. Die Veröffentlichungen kamen nun nicht mehr so regelmäßig wie in den ersten Jahren, dafür ist „The Lone Descent“ ein ungewöhnliches Album geworden. Ein ausgefeilteres Songwriting und zahlreiche Gastmusiker sorgten dafür, dass das Album nicht mehr in ein allzu enges Neofolk-Korsett passte, dezente Postrock- und Americana-Elemente kamen hinzu. Hier und da angestrengte Lee Hazlewood-Vergleiche wirkten zwar etwas hochgegriffen, zeigten aber durchaus in die richtige Richtung.
Mit der neuen 7” ist ihm (oder besser ihnen) eine Überraschung gelungen, denn die beiden Loner Folk-Songs knüpfen – wenn auch leider ohne den schmerzlich vermissten John Murphy – an den neuen Sound an und sind zugleich typische Wand-Stücke im alten Stil. Der Titelsong auf der ersten Seite ist aber v.a. eine der schmissigsten und mitreißendsten Nummern, die Of The Wand And The Moon je gemacht haben.
Ohne viel Federlesens geht es gleich los mit furiosem Highspeed-Geschrammel im DIJ-Stil, bei dem die Gitarren, begleitet vom warmen Sound einer Melodika, eher einen wabernden Teppich bilden, und das eines der Hauptmerkmale des Neofolk im engeren Sinne darstellt. Schon in der ersten Strophe entpuppt sich „I Called Your Name“ als unschlagbarer Schnulzenohrwurm, den man den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf bekommt, hier gelingt, was bei anderen oft eher langweilt. Mit einem Verve, der Wehmut und Euphorie zugleich ausdrückt, singt Larsen desillusioniert über eine vergebliche spirituelle Suche, ringt um eine Balance zwischen Hoffnung und Abgeklärtheit, und auf „the truth won’t set you free“ folgt ein zwiespältiges „time marches on“. Text und Musik hätten in den 90ern die schwarzen Tanzböden zum überkochen gebracht, doch bei einer Highwayfahrt ins Ungewisse würde der Song auch jeden amerikanischen Roadmovie bereichern – nicht nur, weil sich eine entspannt gepickte zweite Gitarre irgendwann ins Bild mischt, sondern weil das Duett mit Louise Wilk-Zerahn insgesamt weniger nach McDowall und Pearce, als – bei aller Eigenständigkeit natürlich – nach Campbell und Lanegan klingt. Gegen diese Schmonzette muss das solide „Caught in Winters Weave“ natürlich etwas abfallen, aber das mehr auf gezupfte Downer-Gitarren setzende Kopfhängerstück ist beileibe kein schlechter Song. Auch hier ist der wechselnde Gesang zwischen dem brummbärigen Larsen und dem Mezzosopran der schon von In Gowan Ring her bekannten Sarah Hepburn die Sahnehaube.
In angemessener Kürze: All dies klingt äußerst vielversprechend, und wenn das der Sound des kommenden Albums sein sollte, so dürfte dieses alte und neue Fans der Dänen gleichermaßen in Verzückung versetzen.
Label: Tesco