DUNE MESSIAH: The Iron Oak

In seinen reinsten und typischsten Ausprägungen ist Neofolk nicht sonderlich variationsfähig und auf Dauer auch nicht wirklich spannend. Was dem Genre über die Jahre sein Überleben gesichert hat, war die Kombination solcher Musik mit Stilelementen jenseits des Post Industrial-Kosmos. Nicht erst in den letzten Jahren haben sich Einflüsse von Post Punk (Cult of Youth), Americana (King Dude), Cabaret (Spiritual Front) und Prog (späte Sol Invictus) bewährt.

Ein interessantes neues Hybridgewächs sind die Dänen Dune Messiah, benannt nach einem Frank Herbert-Roman und ins Leben gerufen von Magnus Westergaard, der zuvor mit The Woken Trees noch näher an seinen Punk’n'Wave-Wurzeln die lokalen Musikszenen begeisterte. Bei Debüt-Alben (es gab zuvor eine wenig beachtete EP) ist es durchaus legitim, wenn man den Widerhall bekannter Bands heraushören kann, und bei „The Iron Oak“ fühlt man sich an so unterschiedliche Sänger wie Richard Leviathan und den Alt Country-Heroen Slim Cessna erinnert, durch die mal folkige, mal treibende und elektrifizierte Musik stapfen die Schatten des Gun Club, der Cramps und der Denver Gentlemen, aber die auch von populären Retro-Recken wie A Place to Bury Strangers. Schön ist, dass all diese Querverbindungen so sehr zu einer stringenten Einheit verschmelzen, dass sie ebenso sehr als Zufall durchgehen könnten.

Die meisten Song auf dem Album sind in sich ausgesprochen wandlungsfähig. Tracks wie „Alive“, ein fantasticher Ohrwurm, oder „Featherless Creatures“ (mein persönlicher Favourit, bei dem man sich fragt, ob die wirklich so durchgeknallt sind, oder ob sie das nur gut hinbekommen) beginnen mit akustischem Saitengeschmetter, verwandeln sich aber nach und nach in von Twangs berauschte Roadmovie-Scores oder in laute, perkussive Kracher eskalierender Verzweiflung. Die desolate Drummachine von „This Fear“ oder das pianolastige Rockballadenpathos von „We Vanish“ wiederum deutet zunächst nicht auf den stimmungsvollen Folkcharakter der Songs, und der treibende Postpunk von „At the Borders of Malice“ entpuppt sich recht plötzlich als statische rhythmische Sackgasse voller unbeantworteter Fragen.

Textlich ist „The Iron Oak“ ein nachdenkliches Album von brutaler Abgeklärtheit, das von Irrungen und Wirrungen der Liebe, der Freundschaft und der persönlichen Suche erzählt, das aber an allen Wegkreuzungen ein großes „Trotzdem“ an die Wand schreibt – und dies ist nur eine der guten Voraussetzungen, aus denen Dune Messiah in Zukunft sicher noch mehr machen werden. Ihren Schuss Wahnsinn und ihr Aggro-Pathos müssen sie sich unbedingt bewahrewn! (U.S.)

Label: Instruments of Discipline / Third Coming Records / Premium Abundance