TRAPPIST AFTERLAND BAND: Like a Beehive, the Hill was Alive

Während einer Nahtoderfahrung wandert ein Mann durch eine imaginäre himmlische Landschaft, am Horizont erheben sich eine Reihe von Hügeln. Je näher der Wanderer den Hügeln kommt, umso mehr scheinen sie sich wie lebende Wesen zu bewegen – im Rahmen eines derartigen Bewusstseinszustandes bedarf es keiner logischen Erklärung, und doch kommt diese bei genauerem Hinsehen: unzählige Menschen befinden sich, Bienen auf einem Bienenstock gleich, auf der Erhebung, bedecken ihre ganze Oberfläche und wimmeln geschäftig hin und her. Als Adam Cole von der mystischen Folkband Trappist Afterland die Geschichte in seinem Melbourner Bekanntenkreis hörte, wählte er sie als titelgebendes Sujet für das vorliegende Album, das in seiner psychedelischen Entrücktheit komplett in dieser märchenhaften, in duftende Hanfschwaden gehüllten Sphäre angesiedelt scheint.

Trappist Afterland haben mit „Afterlander“ und „God’s Good Earth“ zuletzt zwei recht eingängige Alben auf opulent gestalteten CDs herausgebracht. „Like a Beehive…“, das erstmals mit einer großen Bandbesetzung eingespielt wurde (was deshalb ausnahmsweise zu dem Namenszusatz „Band“ führte), ging diesen voraus und hatte noch das zerfleddetere Seventies-Feeling der ganz frühen Aufnahmen. Was schon bei den ersten Stücken „Come to me“ und „The Golden Bough“ beeindruckt, ist die Vielfalt der Instrumentierung: summendes Dröhnen asiatisch anmutender Klangquellen, die an Violinen erinnern, stimmungsvolle Handdrums, beschwörender, noch textloser Stimmeinsatz und ein allgegenwärtiges Quietschen und Leiern – die hypnotische Mixtur leitet irgendwann über in aufgewühltes Fingerpicking auf einer arabischen Oud und andächtigen Gesang und erzeugt eine Stimmung, die sehr gut zu einer kindlichen Vorstellung biblischer Geschichten passt.

Solche Geschichten durchziehen auch die lyrische Seite von „Beehive“, leitmotivisch ziehen sich einige Jesaja-Verse durch drei Songs, in denen die Ankunft des verwundeten und verspotteten Schmerzensmannes, des verstoßenen und gemarterten Erlösers, vorhergesagt wird. Mit Maultrommeln, rituellen Rasseln, Saitensurren a la Six Organs of Admittance, Rhythmen von Brett Poliness (auch Drummer bei Hugo Race and the True Spirit) und Coles fragilem Gesang geraten „He Opened not his Mouth“, „Stripes“ und „Like a Bruised Reed“ zu kleinen Meisterstücken sanfter, mystischer Ekstase. Andere Stücke wiederum kommen sehr persönlich daher, geben wie „Leprous Ships, Leprous Buildings“ eine Bestandsaufnahme einer verzweifelten Suche: „I feel like I’m chasing / My own shadow. / Skeleton without skin or organs. / Like a ship out at sea / My mast broken / At the mercy / Of currents and tidings.“ Perfekt verharrend zwischen faszinierter Ergriffenheit und einer fast verbummelten Ruhe, weigert sich das Stück, mit Antworten und Lösungen hausieren zu gehen.

Während „Afterlander“ und „God’s Good Earth“ ideale Alben zum kennenlernen der Band sind, kann man mit „Like a Beehive…“ tiefer in die Materie einsteigen. Einige der Songs erinnern an Momente auf Current 93s „Of Ruin“ und „Black Ships“, und wer neben solchen Klassikern die Musik von Timothy Renner, In Gowan Ring oder The Grey Field Recordings schätzt, wird von den australischen Trappisten nicht enttäuscht sein. „Like a Beehive..“ erschien vor vier Jahren und ist soeben als LP neu herausgekommen – der Re-release markiert zusammen mit der Europatour vor einigen Wochen und der noch anstehenden Split mit Stone Breath den Abschluss der aktuellen, einem orthodoxen Bibelverständnis verpflichteten Bandphase. Mit dem für Spätsommer angekündigten Album „Se(VII)en“ geht es dann auf zu neuen, gnostischeren Ufern. (U.S.)

Label: Pointy Little Heads