My instruments are a means to tell my stories. Interview mit der koreanischen Musikerin und Komponistin Park Jiha

Park Jiha spielt verschiedene Blas- und Perkussions-Instrumente der traditionellen koreanischen Musik, auf ihrem Debüt Communion verbindet sie dies mit Saxophon, Schlagzeug und anderen modernen Klangquellen. Ihre Musik enthält, wie sie im Interview sagen wird, einiges an typisch koreanischen Empfindsamkeiten, doch auch ohne Einblick in diese fremde Tradition kann man jenseits exotisch-romantischer Projektionen manch Vertrautes in ihrer Musik finden. So sehr die verschiedenen Einflüsse ihre Kompositionen und ihre Spielweise automatisch prägen mögen, ist ihr Ansatz doch ein spontaner, und die wichtigsten Antriebe findet sie in ihrer eigenen, individuellen Biografie. Über diese und manch anderes sprachen wir im kürzlich geführten Interview.

English Version

Du hast gerade dein erstes Soloalbum wiederveröffentlicht, das eine Menge an Stile und Einflüsse – koreanische, westliche, verschiedene Techniken, alte und neue Musik – zu etwas kombiniert, das sich wie natürlich gewachsen anhört. Nimmt der Titel “Communion” auch Bezug auf diese Art, Dinge zusammen zu führen?

Es ist kein Zufall, wenn bestimmte Sounds ihren Weg zu mir finden, wenn ich Musik mache. Eine Menge an Substanzen, Umgebungen, Erfahrungen, Beziehungen und Abläufe von Kontakten und Sympathien fließen natürlich durch die Zeit. Es ist Routine, aber jeder Moment ist trotzdem erhaben. Deshalb suchte ich nach einem Wort, dass diese Momente ausdrückt. ‘Communion’ ist ein Wort, das jeden Moment in meinem Leben ausdrücken kann.

Als du mit der Arbeit an dem Album angefangen hattest, gab es da bereits Ideen zu den einzelnen Stücken und zum Sound, oder fand das alles erst seine Form während der Arbeit?

Die Struktur jedes Stücks war schon komponiert und geplant. In machen Stücken, wie zum Beispiel in “All souls’ day”, hatte ich eine Idee über die Hauptmelodie, und der Rest entstand, als ich frei mit den anderen Musikern spielte.Ich wollte die Musik in einigen der Stücke spontan angehen.

Wie und wann wurde dir klar, dass die Ideen zu diesen Liedern besser zu einem Soloalbum als zu deiner Band 숨[suːm] passten? Wie würdest du den wesentlichen Unterschied zwischen dem Duo und deiner eigenen Arbeit definieren?

Eigentlich gibt es keinen so großen Unterschied zwischen 숨[su:m] und meinen Soloarbeiten. Ich spiele immer noch auf den gleichen Instrumenten in der mehr oder weniger gleichen Art. Es ist bloß Zeit vergangen, und 숨[su:m] gab es nun schon seit neun Jahren, weswegen ich nach etwas Veränderung und Erweiterung in meiner Musik suchte. Ein Unterschied ist, dass ich, wenn ich meine eigenen Sachen spiele, mehr entspannen will, als bei 숨[su:m].

Du hast “Communion” mit einem kleinen Ensemble von Musikern mit unterschiedlichem Hintergrund aufgenommen. Sind das Musiker, mit denen du schon vorher gearbeitet hattest, oder hast du sie gezielt wegen ihrer jeweiligen Instrumente ausgesucht?

Ich hatte zuvor schon mit KimOki gespielt. Ich wirkte an seinem Album mit, deshalb kannte ich ihn schon ziemlich gut. Ich spiele ein traditionelles koreanisches Blasinstrument (Piri, eine Art Bambus-Oboe), er spielt ebenfalls Blasinstrumente (Saxophon, Bassklarinette), d.h. wir spielte etwas sehr ähnliches, so dass ich viel von seiner Art zu spielen lernen konnte. Ich entschied mich für das Vibraphon (gespielt von John Bell), weil koreanische Instrumente viele Mikrotöne haben, was bedeutet, dass die Melodien oft nicht vollkommen korrekt sind. Ich wollte das ergänzen durch die Vibrationsresonnanz des Vibraphons.

Was ich sehr ansprechend finde, ist die emotionale Seite des Albums, und auch wenn man das nur sehr vage definieren kann, registriere ich einen sehr kraftvollen Drang in den Kompositionen, der auch in den melancholischeren Momenten nicht verloren geht. Welche Emotionen verbindest du mit der Stimmung des Albums?

Es ist mein Leben. Ich lasse mich nicht leicht mitreißen, aber manchmal überlasse ich mich auch einfach natürlich dem Fluss meiner Emotionen. Aber mir ist auch immer die Bodenhaftung wichtig. Wenn jemand diese Art der Energie in meiner Musik spürt, wäre ich sehr froh.

Vor “Communion” gab es von dir eine EP names “A Record of Autobiographical Sounds”, die zu einer Ausstellung mit autobiografischen Arbeiten erschien. Was kannst du über die Ausstellung erzählen, und wie würdest du das Verhältnis zwischen deiner Musik und deiner eigenen Geschichte beschreiben?

Seit meiner Kindheit liebe und spiele ich Musik. Es war in meinen späten Zwanzigern, als ich “A Record of Autobiographical Sounds” aufnahm. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber ich wollte meine Geschichte in einer etwas anderen Art dokumentieren. Ein Konzert hat ein bestimmtes Publikum an einem bestimmten Ort in einer fixen Zeit, und du kannst nichts mehr davon sehen, wenn es vorbei ist. Vielleicht wollte ich denhalb eine andere Art von Dokumentation. Es gibt ein paar Informationen dazu auf meiner Website.

Was sind die besten Voraussetzungen für dich, auf neue musikalische Ideen zu kommen?

Es gibt da in meinem Fall keine speziellen Voraussetzungen. Es gibt immer neue und andere Dinge, die durch die Wiederholungen des Alltags zu mir durchdringen. In meiner Musik gibt es auch viel Wiederholung, und manchmal fühlt es sich an, als wäre es immer die gleiche Melodie, aber es gibt auch Veränderung. Und es gibt verschiedene Geschichten. Ich möchte in meinem Leben Routine bewahren.Es ist sehr einfach, wie jeden Morgen Kaffee trinken. Ich kann immer wieder etwas anderes darin finden.

Was waren deine ersten Musikelischen Aktivitäten? Welche Instrumente hast du gelernt?

Ich habe musik geliebt, seit ich sehr jung war. Zuhause war ich immer von musik umgeben, und noch heute hören meine Eltern die ganze Zeit das Klassikradio. So konnte ich ganz selbstverständlich Musik hören. Ich liebte zu singen, und ich lernte, die westliche Flöte zu spielen. Als ich in der Mittelstufe war, wollte ich koreanische Instrumente lernen, und wurde an der Gukak National Middle School für traditionelle koreanische Musik angenommen.

Bist du dort auf die Instrumente Piri, Saenghwang und Yanggeum gestoßen, die du heute spielst? Was bedeuten sie für deine kreative Sprache?

Mein Hauptisntrument ist die Piri. Aber als ich nach dem College mit meiner eigenen Musik anfing, brauchte ich weitere Klänge. So brachte ich mir selbst Yanggeum und Saenghwang bei. Wenn ich spiele und singe befolge ich auch nicht strikt die traditionellen Regeln. Es gibt typisch koreanische Empfindsamkeiten und Techniken in meiner Musik, aber letztlich spiele ich nur auf meine eigene Art. Meine Instrumente sind nur ein Mittel, um meine Geschichten zu erzählen.

Wie offen ist die koreanische Musikrezeption allgemein, was interkulturelle und nicht an Genres orientierte Musik betrifft?

Als ich mit meiner eigenen Musik anfing, beschwerten sich manche aus der älteren Generation über Dinge die der Zerstörung traditioneller Werte. Aber mittlerweile mögen viele Leute meine Musik und schätzen die kreative Arbeit, die darin steckt.

Du hast mehrfach in Europa gespielt, sowohl mit 숨[suːm] als auch mit deinem eigenen Projekt, und dein Debüt ist gerade beim Glitterbeat-Ableger Tac:til neu herausgekommen. Würdest du sagen, dass es in der Wahrnehmung deiner Musik hier und in deiner Heimat Unterschiede gibt?

Viele Koreaner beurteilen Musik nach den Maßgaben der Gukak, der traditionellen Musik Koreas, auch bei meiner eigenen Musik, weil ich eben koreanische Instrumente spiele. Wenn ich im Ausland spiele, sind Leute unvoreingenommener. Es ist in erster Linie nur ein neuer Sound und Park Jihas Musik.

In einem deiner Videos, ich denke, es ist von einer Show in Budapest, singst du ein Lied, das auf einem Gedicht des Autors Kim Suyoung basiert. Was kannst du über das Gedicht erzählen und was bedeutet es für dich? Könntest du dir vorstellen, noch mehr Sachen mit Vocals zu machen, oder ist das etwas, das prinzipiell eher zu 숨[suːm] gehört?

Das Kim Suyoung-Gedicht heißt “Liebe”, und es sagt “Wegen dir lernte ich zu lieben”. Das Gedicht ist emotional sehr berührend, und ich wollte einen Song daraus machen. Wenn immer ich es singe, fühle ich Einsamkeit. Ich möchte in der Zukunft mehr Songs schreiben.

(U.S.)

Übersetzung: N. Seckel, U.S.

Fotos: Kim Yaewoo, Nah Seungyull

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