O YUKI CONJUGATE: Tropic

„Tropic“, das vor einigen Monate veröffentlichte neue Album des seit den frühen 80ern aktiven und inzwischen hauptsächlich aus Andrew Hulme und Roger Horberry bestehenden Projekts, basiert auf ursprünglich 1994 aufgenommenem Material. Im Innern der CD heißt es, „Tropic“ sei „a collection of misplaced, forgotten and unreleased tracks recorded in London 1994-95”. Diese seien dann zwischen 2015 und 2016 überarbeitet worden.

Bei (weitgehend) instrumentaler Musik wird die Rezeptions- und Interpretationsrichtung oftmals durch Artwork und Titel geleitet. Die Namen der beiden langen Tracks, „The Fate of Less Valuable Animals“ und “Darkness Was Here Yesterday” , verweisen auf den vielleicht berühmtesten Text Joseph Conrads: die Novelle „Heart of Darkness“, wodurch man natürlich unweigerlich an Reisen in das sprichwörtlich gewordene Herz der Finsternis denkt, an „The horror, the horror“, vielleicht auch an das, was ein deutscher Filmemacher einmal über den Dschungel zu sagen hatte.

“The Fate of Less Valuable Animals” beginnt mit flächigen, melodischen Passagen, die einen durchaus „tropischen“ Charakter haben. Im Laufe des Stückes man hört mysteriöses Knarren und Knarzen, Atmen, so etwas wie gedämpfte Xylophonpassagern und Sprachsamples. Das im letzten Teil des Tracks auftauchende verrauschte Saxophon klingt so, als würde eine Aufnahme auf einem Grammophon abgespielt. Das klingt leicht dissonant und seltsam entrückt. Der zweite Track beginnt mit Knarren und man meint ein Boot fahre durch den Dschungel, man hört Stimmen, dunkle Drones und das Schreien von Vögeln. Diese im weitesten Sinne zu verstehenden Ethnomemente lassen manchmal an das denken, was sich in den 90ern bei manchen Veröffentlichungen von Extreme finden ließ. Das Arrangement all dieser Elemente verleiht beiden Stücken einen fast narrativen Charakter.

Die Band selbst spricht von „dirty ambient“ zur Beschreibung ihrer Musik und wenn man darunter versteht, dass sich im Klangbild (auch immer) leicht irritierende Elemente finden, trifft das sicher zu. Vielleicht meint man auch, dass man sich nicht auf allzu süße und seichte zukleisternde Keyboardflächen verlässt, wie das manch ein Vertreter des Dark Ambient macht. Auch verglichen mit solchen Ansätzen überzeugt “Tropic” durchgängig. Das Zusammenspiel von elektronischen und akustischen Elementen lässt vor dem Auge des Hörers tatsächlich eine Landschaft entstehen, die man fasziniert bestaunt. (MG)

Label: Auf Abwegen