COTITO: Hechicero

In vielen lateinamerikanischen Musikrichtungen spielt die Cajon, eine hölzerne Kastentrommel, auf der der Musiker sitzt, eine wichtige Rolle, sie kann je nach Ausrichtung die Funktion einer Basstrommel oder einer Snare übernehmen. Ursprünglich von Sklaven als provisorischer Ersatz für die verbotenen afrikanischen Trommeln aus Obstkisten gebaut, existieren sie heute in zahlreichen Varianten und wurden spätestens durch den Einsatz im spanischen Flamenco globalisiert.

Juan Medrano Cotito ist einer der populärsten Cajoneros der afroperuanischen Musik und zudem über die Grenzen seines Landes hinaus als Sänger und Songschreiber bekannt. Sein aktuelles Album „Hechicero“ wurde mit einem kleinen Ensemble an Sängern und Instrumentalisten eingespielt und könnte ein gutes Einsteigeralbum sein, um in den Kosmos afroperuanischer Musik einzutauchen.

Einige Kompositionen wie „Ritmo de Festijo Ancestral“ fahren die Musik auf ihre wesentlichsten Bestandteile herunter und legen so ihre Grundmuster bloß. Minimale, repetitive Rhythmen lassen die Vorstellung einer Parade oder einer Prozession entstehen, in anderen Stücken kommen rasselnde und reibende Klangerzeuger hinzu – die Liner Notes sprechen von hölzernen und metallenen Geräten wie „chekere, jawbone, cajita, bell, congas, bongo” sowie von Gitarre und Bass – und gelegentliche Trommelwirbel scheinen das Vorausgegangene abzusegnen. Immer wieder entfalten sich neue Nuancen und lassen das Album sukzessive opulenter werden. Solo mit rauer Stimme geschmetterte oder in teilweise gemischten Chören gesungene Vocals wechseln sich ab, und aus dem Zusammenspiel diverser Schlaginstrumente ergeben sich polyrhythmische Muster und immer wieder eine deutliche Nähe zum Jazz.

So finden sich einige der eingängigsten Stücke auf der zweiten Seite. Nach dem entspannten Traditional „Son de los Diablos“ stellt „Rondo de Tondero“, spätestens wenn die geschrammelte Gitarre Unterstützung von metallenen Rhythmen erhält, einen groovig-tanzbaren Höhepunkt dar. Fast trancehaft erweist sich „Zamacueca“, das trotz widersprüchlich interagierender Rhythmen einen entspannten Zug bewahrt, woraufhin „Homenaje a Pititi“ noch einmal sämtliche Register zieht und das Album mit einer opulenten Zahl an Instrumenten und Stimmen ausklingen lässt.

Nach der Sammlung „Chocolate“ von Julio Algendones stellt „Hechicero“ nun den zweiten Teil der „Perspectives on Afro-Peruvian Music“-Reihe dar, von der sicher noch einiges zu erwarten ist.

Label: Buh Records