KEELEY FORSYTH: Debris

Wenn Künstler das Medium wechseln, dann muss das nicht notwendigerweise, kann aber durchaus zu interessanten und originellen Resultaten führen, wie im Fall der britischen Schauspielerin Keeley Forsyth, die nun 40-jährig mit „Debris“, einem Album, das seinen Ursprung in einer Erkrankung hat, die 2017 dazu führte, dass Forsyth für einen Monat nicht dazu in der Lage war, ihre Zunge zu bewegen, debütiert. Man muss für Musik, die sich nicht dem Mainstream andient, nicht direkt Scott Walker als Vergleich ins Feld führen, denn vielleicht verstellt das nur den Blick auf ein beeindruckendes Debütwerk, das auf acht Songs die titelgebenden psychischen „Trümmer“ vor dem Hörer ausbreitet und das fast durchgängig dunkler ist als das Stück “Then there came a time”, das Forsyth vor einigen Jahren veröffentlicht hat.

Auf dem Titeltrack, der fast unhörbar beginnt, bevor einzelne verhallende Klaviertöne einsetzen, wird das Setting direkt zu Beginn klar: „The streets are filled with debris“ [...] like you lied to me”. Die Stimme ist – wie auch auf den anderen sieben Stücken – ganz klar im Zentrum. Forsyth singt: „the shadows have passed us by“. Ihr Vortrag erinnert auf diesem Stück etwas an Kim Gordon auf dem ersten Body/Head-Album. Im dazugehörigen Video entsteigt sie dem Waldboden und streift als somnambule Wiedergängerin umher. “It’s Raining“ wird durchzogen von einem getragenen Cello. Das Stück ist ein Klagegesang “from an island they call home“. Von einer jüngst eingespielten BBC-Session kann man ein Video des spärlich interumentierten „Look to Yourself“ online sehen, wodurch das Physische von Forsyths Art des Vortrag(en)s noch einmal unterstrichen wird. Auf „Lost“ ist ihre Stimme kaum zu hören, sie flüstert, zuerst ohne jedwede instrumentale Begeleitung: „Is this what madness feels like?“ Später stellt sie fest: „All boundaries have been dissolved“. Im Hintergrund spielt ein Harmonium und es heißt: „We are lost“. Für dunkle Musik, die von einer Frau gemacht wird, muss man nicht fast refelxartig Nico aus dem Hut zaubern. Wenn überhaupt, erinnert das beeindruckende von einem Harmonium dominierte „Butterfly“ an Christa Päffgen. „She built a house“, heißt es dort, “started at the roof“ und mit einem „garden of snakes to protect it“. Man fürchtet sich fast zu fragen wovor. Der Abschlusstrack „Start Again“ hebt sich leicht von den anderen ab: Die ersten Töne erinnern an The Cures „A Forest“ (das Video spielt bezeichnenderweise auch wieder im Wald), es setzt elektronisches Pulsieren ein und  wenn man so will, ist das das poppigste Stück des Albums, auch wenn hier die Bedrohung präsent ist: „ I waited for the lightning to strike“. (MG)

Label: The Leaf Label