RISARIPA: Phantom

Alles beginnt mit einem verzerrten Paukenschlag, dem in unregelmäßigen Abständen weitere folgen – ein im Grunde einfacher Kunstgriff, der sich seit jeher für Auftakte aller Art eignet, da er zuverlässig eine gewisse Spannung auf das vielleicht folgende evoziert. Das Wabern einer spooky Orgel und ein zittriges Quietschen unklarer Herkunft sorgen dafür, dass die Spannung erhalten bleibt, bis nach einer Weile die erlösende Geröllawine auf die Gehörgänge prasselt und die Fronten klärt: Auf Risaripas EP “Phantom” hat man lärmendes Terrain betreten.

Die Japanerin Risa Egawa a.k.a. Risaripa ist von Haus aus Drummerin und traktierte einige Jahre lang die Felle und Becken bei der all female Crust-BM-Combo Gallhammer. In ihren Soloarbeiten der letzten Jahre verschreibt sie sich ganz der Welt der Synthesizer und geht primär mit modularen Gerätschaften zu Werke. Ihre besondere Stärke ist neben der überbordenden Aggressivität ihr Geschick für Soundnarrative, die sich scheinbar im Minutentakt neu erfinden.

Raumfüllendes psychedelisches Rauschen, das an Landsleute wie Govt Alpha erinnert, windet sich in “Cold Resonance” aus der besagten Lawine und bildet selbst den Ausgangspunkt für plastische Takte, die mit der Zeit strukturierter, fast tanzbar werden, wenn man sich von der kehligen Rasselatmung, die sich bald in Gekeife steigert, nicht allzu sehr das Fürchten lehren lässt. Sind die effekteumschwirrten Loops in “Closed Garden” melodischer und entrückter, so holen einen die von Donnerschlägen begleiteten Schreie in “Clear Cracks” im Nu vom abgehobenen Schwebezustand in den finstersten Höllenschlund.

Die teilweise geschliffene Produktion im Kontrast mit rauschenden Lärmsequenzen erinnert nicht erst hier an eine dekonstruierte, alle Bestandteile bloßlegende Form dessen, was bisweilen Angstpop genannt wird, die jedoch – auch in den von rituellem Pauken flankierten Synthiesirenen, die im abschließenden “Cluster” den Hintergrund für ultraverzerrte Schreie bilden – niemals einen Tanzflächenflow entstehen lassen. Behaglichkeiten solcher Art sucht man hier vergebens.