Illusion of Safety sind – sieht man von einer kurzen Unterbrechung ab – seit 1983 aktiv und seit Jahren ist Dan Burke das einzige feste Mitglied. Über das Projekt heißt es: „Illusion Of Safety intrepidly charts the terra incognita where sound, silence, noise and music intersect. Using conventional instruments, sound generating devices and random objects, IOS hews sonic sculptures that deliberately provoke, mesmerize and confront listeners “. Es ist die Tendenz vieler Künstler sich gegen (nicht nur allzu enge) Kategorisierungen zu wehren und sich von ihnen zu distanzieren, selbst dann, wenn man jedes Genrepartikel in sich aufgesaugt hat. Illusion of Safety schreiben „Like many projects of a certain age it frustrates attempts at pat summation.“ In diesem Fall ist diese Distanzierung aber sicher nicht ganz falsch, denn „New Rules, Same Game, Less Instruction“ beweist, dass Illusion of Safety tatsächlich kaum zu kategorisieren sind. Auch wenn man mit dem Titel auf eine frühere Veröffentlichung anspielt, ist die Herangehensweise (oder zumindest das musikalische Endprodukt) anders als im Jahre 1994 und hat wenig bis gar nichts mehr gemein mit den zumindest teilweise von der Industrial Culture geprägten früheren Aufnahmen.
Es gehe um ein „alluding to the social, political, and psychological games humans engage in for validation, survival, or dominance.“, dabei wird dies nicht durch Schockmomente – wie z.B. auf dem Ende der 90er Jahre veröffentlichten Album „Bad Karma“- illustriert, allein das Kollagenartwork mit Bildern von Kampfjets, Gefängnisinsassen, Soldaten oder Raketen und die Titelgebung verweisen auf das zugrundeliegende Konzept.
“New Rules, Same Game, Less Instruction” ist die zweite Veröffentlichung in der neuen Reihe SYM von Drone Records; vergangene Woche war hier mit Jarls „Misophonia Colours“ der erste Teil besprochen worden. “Uneven Playing Field” beginnt leicht dissonant, man hört Kratzen, Schaben, gedämpfte Bläsersounds lassen sich erahnen, dann kann man plötzlich (Kinder-?)Stimmen ausmachen. Auf “Ignorance Is Bliss” finden sich inmitten des unruhigen Schabens melancholisch klingende Akustikgitarren. „The Great Diversion“ enthält seltsame wasserartige Sounds und Sprachsamples, „Malicious Intent“ klingt dagegen elektronischer, ist ein ambienter Track, dem aber fortwährend ein Moment der Unruhe innewohnt. Das minimalistische „Stacked Deck“ mit merkwürdigen Klängen nähert sich in Passagen fast der Stille an. Das zehnminütige „Sore Winners“ beginnt kaum wahrnehmbar und entwickelt sich dann zu einer mysteriös-dunkel-dröhnenden Klangfläche. Mit dem fast schon feierlichen “Absolution” endet das Album dezent optimistisch.
Wie hier aus Samples, Feldaufnahmen, Synthesizern und Software eine seltsame, irritierende Klangwelt erschaffen wird, ist durchgängig beeindruckend. (MG)
Label: Drone Records