Nina Guo und Augustė Vickunaitė improvisieren zusammen, wie es lakonisch von Seiten des Labels heißt, und holen dabei einiges aus den Medien ihrer Wahl – Stimme und Sprache sowie Tapeloops und Glitches – heraus, um eine verspielte, hörspielartige Soundcollage auf die Beine zu stellen. Beim Stichwort verspielt sollte man allerdings ergänzen, dass das Resultat auf einen Spießrutenlauf für allzu zartfühlende Ohren hinausläuft.
Wie zur Warnung sagt eine von Rauschen und schrillen Tönen umgebene Stimme “be careful”, bevor das Album mit einer gepfiffenen Wildwest-Melodie noch recht harmlos startet, auch wenn dabei schon ordentlich gegen das Mikro gepustet wird. Dass sich all das ins Bedrohliche steigern lässt, wird bald durch hektisches Flüstern deutlich, das von Nurse With Wound-artigen Spielereien mit Tempo und Stereoeffekten begleitet wird. “The other side of the pillow is cold” heißt es, und was als abgenudelte Masche missverstanden werden könnte – Triviales so ausdrücken, als sei es bedeutsam – erscheint bei genauem Hinhören wie ein unruhiger On-Off-Schlaf, in dessen abgehackten Traumsequenzen so mancher Nachtmahr um die Ecke feixt: schrille, beklemmende Hochtöner, aggressive Shouts, einzelne Harsh Noise-Detonationen, und irgendwann scheint es, als verbinde sich all dies zu einer miauenden Masse, die alles mit sich reißt.
Das Stück auf Seite 2 hat eine Länge von 13:13 Minuten, was hoffentlich Glück bringt, denn das könnte man gebrauchen. Über mehrere Minuten hinweg wird man schallend ausgelacht, während hochtönendes Fiepen und eine in Hintergrund ablaufende Platte mit Sprung umso mehr ein Gefühl des Ausgeliefertseins heraufbeschwören. Doch auch dieses Szenario entpuppt sich als Teil eines surrealen Traums, in dem bald Quietschen und Schmatzen im Zeitlupentempo herrschen, und schon bald wirkt es, als nehme man das sich immer stärker aufblähende Klangmaterial durch so etwas wie das akustische Äquivalent eines Türspions wahr.
Gekicher auf einer Party und eine veritable Geröllawine holen einen gegen Ende in die profane Wirklichkeit zurück, doch zum Glück ist ist der nächste Besuch in diesem szenischen Soundpanorama nur ein paar Knöpfe am Tapedeck entfernt.
Label: Das Andere Selbst