KEELEY FORSYTH: Limbs

Als die britische Schauspielerin Keeley Forsyth vor zwei Jahren ihr Debütalbum „Debris“ veröffentlichte, war das eine beeindruckende emotionale Tour de Force,  sie selbst sprach davon, dass ihre Stücke “like blocks of metal that drop from the sky” seien. War bei „ Debris“ der Titel Programm, war es „a path through darkness“, ist es nicht so, dass der Zweitling mit dem ins Cover ragenden Unterarm entspannter sei, meinte Forsyth doch in einem kürzlich veröffentlichten Interview, es handele sich bei den zwei Alben um „two different acts of the same thing“.

Die ersten Zeilen des Openers „Fires“ verdeutlichen dies unmittelbar: „Go into the chair/Where sadness lies“ – untermalt von Synthflächen intoniert Forsyth diese Worte. Dabei ist bei allen Stücken die Instrumentierung dezent, wird die Stimme ganz klar ins Zentrum gerückt. Auf dem traurigen „Bring Me Water“ tönen die Synths wie Geigen, wenn Forsyth einen Neuanfang herbeisehnt:  „Let Me Begin Again“. Im Titelstück mit ruhigem perkussiven Pochen findet sich abschließend die simple Feststellung: “The frost catches/I am adrift”. Der Anfang von “Land Animal” erinnert an die melancholischen Ambientminiaturen Tor Lundvalls. Das Zusammenspiel von Elektronik und Cello auf dem von der Choreographin Imogen Knight inspirierten “Blindfolded” gibt dem Stück gegen Ende einen – zumindest im Rahmen dieses reduzierten Albums – einen fast schon symphonischen Charakter. „Wash“ endet mit einer fast schon sakral anmutenden Orgelpassage, auf dem reduzierten „Silence“ werden die gleichen zwei Zeilen wiederholt, während vereinzelt Töne von Klavier und Hackbrett kommen. Beendet wird das etwa 20-minütige Album von dem von Cello und Harmonium dominierten „I stand alone“, zu dem es ein Video gibt, das auch ein Teaser für einen Film von Robert Eggers sein könnte.

Sucht man Vergleiche und Referenzen, die dieses Album natürlich nicht nötig hat, könnte man durchaus auf Tara Burke verweisen oder aber auch darauf, wie im Spätwerk David Sylvians (natürlich bei komplett anderer Instrumentierung und Arrangements) Stimme und Musik zusammenkommen. Forsyth selbst sprach vor einiger Zeit noch von der Wichtigkeit Scott Walkers bei der Genese ihrer Musik: „I wanted to sing, but there was a voice in my head that said ‘you can’t, because it won’t fit anywhere’. I faced this inner voice with Tilt, which had meshed up electronic sounds with a classically trained voice. Tilt is always my answer to these kinds of destructive thoughts, because it paved the way for the sort of music I wanted to make. This record was closest to the world I wanted to be in and it reminded me that this person was doing it. “ Unweigerlich muss man auch an John Cales Äußerung über Nicos „The Marble Index“ denken: “The Marble Index was an artefact, not a commodity.” (MG)

Label: The Leaf Label