NIHIL COMMUNICATION: Live

Als vor über anderthalb Jahrzehnten der heute v.a. als Jazz-Drummer bekannte Kalifornier André Custodio mit seinem experimentell ausgerichteten Soloprojekt Nihil Communication auf der Bildfläche erschien, hätte man jemanden erwarten können, der gekommen war um zu bleiben, zumindest seit dem Album “We are Violent” (Edgetone Records 2006), das mit zahlreichen Gästen eine intensive Düsternis aus fast introvertiert wirkender Dröhnung und einem Rauschen erzeugte, das bei genauerem Hören eine versteckte lärmende Gewalt transportiert. Allerdings entpuppte sich das Projekt als eines, das nur in größeren Abständen von sich reden machte.

Eine weitere Wegmarke in der Geschichte des Projektes war eine Show, die Nihil Communication 2011 im Lab in San Francisco aufführte. Bei dem gut 20-minütigen set holte sich Custodio die Verstärkung interessanter Kollegen, namentlich Dave Ed (Neurosis), Kevin Gan Yuen (Suthek Hexen) und Mark Wilson alias Conure, mit dem Custodio vor dessen Umzug nach Berlin noch die Band Rings of Smoke through the Trees betrieb. Das ungemein atmosphärische Set, dass die vier mittels Gitarre, Effekte und Kontaktmikros, Moog und diverser anderer Elektronik erzeugten, wurde erst vor kurzem auf dem vorliegenden Tape zugänglich gemacht.

Geheimnisvolles Rumpeln und Poltern aus unbekannten Tiefen eröffnet die Show, und mit etwas wohl Synthetischem, das einer rituell anmutenden Flöte ähnelt und zwischen lieblich und schräg über all dem orientalisiert, entsteht ein spannendes Intro. Nach einigen Minuten schiebt sich eine hellfarbige Dröhnung hinter die Ereignisse, wie um deren Sequenz einen soliden Rahmen zu geben. Doch auch hier geben sich weitere klappernde, knarrende, quietschende und kreisende Sounddetails die Ehre. Sanfte Twangs einer elektrischen Gitarre kommen hinzu, während es im Hintergrund weiter vibriert, und immer mehr entsteht der Eindruck einer Fahrt durch dunkel ausgeleuchtetes Gelände, dessen nur ahnbare Strukturen an einen episodischen Film erinnern.

Irgendwann wird diese Fahrt merklich holpriger, neben nun rau(er)en Gitarren rollt ein wahrer Schuttberg an knarrigen Sounds auf einen zu, und auch menschliche Stimmen (des Publikums?) machen sich murmelnd bemerkbar. Einige Quietschgeräusche erinnern auch immer häufiger an eine Sprache, aber freilich kann man solcherlei auch immer projizieren. Salven lärmender Entgrenzung tauchen mit der Zeit immer öfter auf, geben der Musik eine gezeitenartige Form und absorbieren zahlreiche andere klangliche Details aus der musikalischen Umgebung.

Nach dem abschließenden Plateau bleibt der Eindruck einer Musik, die sich gefühlt im Minutentakt immer wieder neu erfindet und dabei doch stets stringent bleibt und den Bann, den sie auf die Zuhörer ausübt, nie unterbricht. Wie man hört, war das Publikum begeistert. Von den Tapes sollen noch einige erhältlich sein. (U.S.)

Label: Danvers State Recordings