IXUOL: Abstraction in High Fidelity

Es hätte für das vorliegende Stück Sounddesign kaum einen besseren Titel als “Abstractions in High Fidelity” geben können, zum einen wegen des hervorragenden Sounds, zum anderen wegen der Fähigkeit des Musikers, Motive aus moderner und traditioneller, elektronischer und akustischer Musik auf ihre abstrakten, primär intuitiv erfahrbaren Strukturen zurückzuführen. Der in Kalifornien lebende iranischstämmige Soundbastler Arastoo Darakshan alias Ixuol ist von Haus aus Fotograf und Grafiker, was sein Geschick für weiträumig gestaltete synthetische Klangwelten erklären könnte. Auf “Abstractions in High Fidelity” wurden diese wie eine mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Hier und Jetzt in merkwürdigem Bezug stehende Parallelwelt inszeniert, die nach und nach von einer Heterotopie in den Strudel einer Dystopie kippt.

Der klare Ambientsound der ersten Tracks hat in seinem mystisch entrückten Fluss und mit melancholisch-schönen Synthietupfern, die lange Passagen wie hypnotische Akzente durchsetzen, auch etwas Nostalgisches, erinnert in den introvertierteren Passagen an elektronische Avantgardemusik vergangener Jahrzehnte, in eingängigeren Momenten gar an Computerspielmusik, und wieviel der Arrangements klassischer persischer Musik geschuldet ist, kann ein Laie nur ahnen – Melodien und Harmonien dieser Art wirken in entsprechender Instrumentierung umgesetzt, ähnlich Tonfolgen mittelalterlicher Musik, oft erstrecht futuristisch. Das Resultat ist soundtechnisch auf der Höhe der Zeit, weiß blockbusterartige Scores, kühle Halllandschaften und Augenblicke organischer Wärme zu verbinden.

All diese Qualitäten werden auch auf der zweiten Seite beibehalten, doch der Bruch kommt überraschend, denn hier haben tiefschwarze Noiseansätze, bohrende Destruktivität und das Spiel mit Verzerrung und Vertracktheit die Oberhand. Der anfängliche Wohlklang allerdings ist zu stark in seinem Charisma, um durch diese mit Rhythm Noise und IDM durchsetzte Herausforderung negiert zu werden. Sie bekommt nur ihre Kehrseite anbei gestellt, so dass am Ende eine runde Sache entsteht. (J.G.)

Label: Zabte Sote