Der 2008 in Köln verstorbene Amerikaner Terry Fox war vor allem als Vertreter der Body Art und Konzeptkunst bekannt und war lange in der kalifornischen Bay Area tätig und benutzte (auch) immer wieder seinen Körper als Vehikel für Grenzerfahrungen, wie man der Beschreibung seines Versuchs zu schweben sehen kann: „The equipment he used included a white paper that covered the floor and an eleven-foot-square mound of earth in the center of the room. He stuck plastic tubes in it, each being fifty feet long and filled with them with blood, urine, water, and milk. Fox then proceeded to lie on the earth and for six hours, attempted to levitate into the space above him. He described it with this, ‘I was trying to think about leaving the ground, until I realized I should be thinking about entering the air. For me that changed everything, made it work.’ After he tried this he said that it left him with, ‘The feeling for awhile that I was out of my body.’” Das war sein Versuch, nach einer Operation Morbus Hodgkin hinter sich zu lassen.
Dagegen ist das bei Auf Abwegen erschienene Album bzw. die Performance, auf der es basiert, eher dem Boden verhaftet. „Labyrinth Of The Inner Ear“ wurde 2006 aufgenommen, und war Fox’ Beitrag zur Ausstellung „Sonambiente“. Laut den Linernotes in der in einer großformatigen Verpackung befindlichen CD handelt es sich bei den Aufnahmen um ein „’drone’ work consisting of the repetetive tapping of a sightless person […] navigating his way through an unknown environment“. Dieser labyrinthische Gang durch eine (für den temporär nicht sehen Könnenden) nicht bekannte Umgebung fand in Berlin statt: von der Anhalter Strasse, über u.a. das Brandenburger Tor und Unter den Linden bis zur ehemaligen polnischen Botschaft. Insgesamt sind es acht Stationen. Ein das Album durchziehendes Element ist das Tappen des Stocks, während man im Hintergrund Fahrzeuge vorbeifahren hört, mal leiser, mal lauter, Musik wird gespielt, man hört Stimmen, Gespräche, auf Englisch und dann auf Deutsch, u.a. geht es um Gegenstände, die versteigert wurden. Das Geräusch des Stocks nähert sich partiell fast schon einem (erratischen) Rhythmus an, zwischendurch scheint der Stock gegen etwas Metallisches zu schlagen. Dieser Gang wird passenderweise als „The Sonic Stroll“ oder „Sonic Route“ bezeichnet und hat trotz der geplanten Strecke aufgrund der unvorhersehbaren Begegnungen und des daraus resultierenden klanglichen Hintergrunds etwas fortwährend Überraschendes. (MG)
Label: Auf Abwegen