MONOCORPSE: Manifestation

Das niederländische Projekt Monocorpse ist in dem weiten Bereich zuhause, der gerne als Post-Techno klassifiziert wird und in dem man gerne im klanglichen und atmosphärischen Fundus der Industrial Culture (jeder wähle hier die gewünschte Anzahl der Präfixe) wildert. Die EP “The Comfort of Strangers” beschrieb das Label Enfant Terrible seinerzeit als “a sort of doom techno for the freaked-out dance floor” und bescheinigte der Musik das Zeug zum perfekten Soundtrack für spannungsgeladene Filmszenarien.

Auf ihrem Tochterlabel Freedom Club bringen die Amsterdamer nun ein weiteres Minialbum des Projektes heraus. “Manifestation” lässt vom Titel her eine ganze Reihe an Assoziationen zu, Entschlossenheit, Kreatives und eventuell auch eine okkult eingefärbte Seite können einem einfallen – all dies verträgt sich durchaus mit dem kraftvoll-repetitiven Charakter der Stücke, die mit der Zeit dem ganzen (Bewusstseins-)Raum ihr Gepräge aufdrücken.

Was bereits im ersten Stück auffällt ist das Drängende, Fordernde der griffigen Synthiequader, in deren Loop dann stoffelige Takte einsetzen, deren Hypnotik so urtümlich wirkt, als pulsierten sie schon seit dem Fall der Sophia. Was hier wie eine technoide Dekonstruktion von 80er-Synthies klingt, bekommt im folgenden Track einen fast rockigen Acidtouch, und generell mag man in den aufgewühlt-aufwühlenden Soundgebilden und den alarmierenden Hochtönern – Sirenen? Gitarren? Schreie? – einiges an Stilzitaten halluzinieren. Was es mit den Parks im Titel der beiden ersten Stücke – “Pelham Bay Park”, “Untermyer Park” – auf sich hat, wissen wohl nur die Ninos de la Parque.

Während das folgende “I Wanted Her More Than Anything” das Raue und Ungeduldige in ein tanzbares Gewand von einiger Eleganz packt, überzeugt “Near Gutters Path” durch eine sich stetig steigende Spannung, die von quakender Elektronik über rhythmische Bewegung bis zu melodischen Tonfolgen reich, die die Musik wie kleine Blitzlichter krönt. Zwei Remixe (Labelkolllege Auva Dura bearbeitet das hier nicht enthaltene “Final Offer” zu einer unaufgeräumten Kraxelei, Ye Gods verwandeln “I Wanted Her..” in einen stets veränderlichen Irrgarten, an dessen Rändern man das Hauptthema des Originals heraushören kann) runden die EP ab.

Gerade im Vergleich zu diesen Fremdeinwirkungen fällt auf, dass Monocorpse in den Originalen wohl bewusst auf unerwartete Richtungswechsel und allzu veränderliche Strukturen verzichtet. Doch die Stücke nicht im Minutentakt neu zu erfinden scheint mir eine gute Entscheidung, denn so fällt seine eigentliche Stärke – kantige, mitreißende Soundgestaltung und rhythmische Muster, die den Nagel auf den Kopf treffen – umso wirkungsvoller ins Gewicht. (U.S.)

Label: Freedom Club