SOLAR HEX: The Squirrel is A Pretty Thing

Streichinstrumente eignen sich in besonderem Maße Drones zu erzeugen und gerade das Cello, die dunkle Cousine der Geige, ist dafür prädestiniert. Kaily M Schenker, die sich selbst als „cellist, harmonium player, singer, and dirt goblin from Appalachia“ bezeichnet und sagt, sie lebe „in a 150 year old brick hut in the middle of a cow field”, hatte 2019 mit „Tired Eyes (Various Improvisations)“ erstmalig von sich als Solokünstlerin aufmerksam gemacht. Die Aufnahmen erschienen dann in leicht veränderter Fassung 2022 als limitierte CD-R bei Arkeen. Ihre immer recht dunkle Cellomusik wurde auf „Cut Across The Crop Circles“ (wenn man bedenkt, dass darauf ein Stück “Hummingway To The Stars” heißt, dürfte das sicher eine Hommage an Coil sein), weitergeführt. Außerdem nahm sie u.a. zusammen mit Nick Keeling das Album “Marker” auf.

Jetzt erscheint mit „The Squirrel is a Pretty Thing“ eine 6-Track-Veröffentlichung, auf der neben dem im Zentrum stehenden Cello diesmal auch Harmonium und Gesang eingesetzt werden. „The Barren Trees Shall Be Writing Pt. 1“ ist eine getragene, dunkle Cellonummer, ein wortloser Klagegesang mit dezent dissonanten Momenten.  Auf dem Titeltrack wird ihr Gesang von einem Harmonium untermalt: “she steals all the farmer’s corn”, singt sie mit ihrem drawl.  „Crowfeaher Garb“ ist wieder nur auf ein Instrument reduziert: Diesmal spielt eine dunke Harmoniumnummer, die an den Vorgänger anknüpft. Wer auch immer in dieses Federgewand gehüllt ist, wird die Welt als Melancholiker wahrnehmen. Ihre Version des Traditionals „The House Carpenter“ (u.a. von dem Nobelpreisträger Dylan, Buffy Saint-Marie oder Timothy Renners The Spectral Light And Moonshine Firefly Snakeoil Jamboree interpretiert) klingt mit Cello und Harmonium sehr getragen. Nach  “The Barren Trees Shall Be Writing Pt. 2″ endet die Veröffentlichung  mit dem oft interpretierten Traditional „Wayfaring Stranger“ (was Schenker schon einmal mit ihrer Band Graven Image eingespielt hat). Das „land of woe“, durch das der titelgebende Fremde zieht, wird hier durch eine langsame, desolate Klanglandschaft aus Cello und Harmonium illustriert.

Man stelle sich vor, Stone Breath, Nico, William Breeze und Karen Dalton musizierten zusammen in einem Paralleluniversum. So in etwa könnte das klingen. (MG)