LA PORTA ERMETICA: Si Sedes Non Is

Rituelle, okkulturelle Musik im Bereich des (Post-)Industrials ist untrennbar verbunden mit (insbesondere den frühen) Aufnahmen Ain Sophs. Die ersten Alben der Italiener mit ihren verrauschten Klangflächen, in denen mysteriöse Stimmen meistens Unverständliches rezitierten, sind essentielle Veröffentlichungen. Auf ihren besten Alben (ein Höhepunkt dieser Phase der Band ist sicherlich „Ars Regia“) schafften sie eine Atmosphäre, die einen wirklich denken ließ, man wohne klandestinen Ritualen – „Rituals“ hieß passenderweise ein Album – bei. Jüngst widmete der Noisextrapodcast noch “Kshatriya” eine Folge, wobei auf diesem Album die Band schon eine etwas andere musikalische Ausrichtung hatte.

Ain Soph ist deswegen ein guter Bezugspunkt für das Album von La Porta Ermetica, da das aus drei Personen bestehende Projekt fast so etwas wie eine Supergroup des italienischen Undergrounds darstellt: Es besteht aus Adriano Vincenti, der bei Macelleria Mobile Di Mezzanotte spielt, denen wir hier attestierten, sie hätten “eine immer elaboriertere Hörspielversion des sogenannten Dark- oder Doomjazz” entwickelt. Devis Granziera spielt u.a. bei Teatro Satanico und Claudio Giammarini (ClauDEDI) ist Gründungsmitglied von Ain Soph. Hier sind Leute am Werk, die sich schon seit Jahrzehnten immer wieder mit okkulturellen Themen beschäftigt haben.

Das Projekt La Porta Ermetica macht aus der thematischen Fokussierung visuell wie auch von Titelgebung dann auch keinen Hehl. Der Projektname wie auch der Titel des Albums verweisen auf eine im 17. Jahrhundert erbaute Tür einer römischen Villa. Giuliano Kremmerz, von dem Ain Soph einen Text auf „Ars Regia“ verwendeten, schrieb eine Studie zur Tür. Der Titel bedeutet vorwärts bzw. rückwärts gelesen: “If you sit, you do not go,” and “If you do not sit, you go.”

„Prologus Hermeticus“ eröffnet das Album mit repetetiven, dissonanten Klavierpassagen, einem Loop, zu dem nach und nach weitere Geräusche hinzukommen. Auf „Sane Occultism“ meint man, in einer Fabrikhalle würde jemand Ketten über den Boden schleifen. Währenddessen erzählt eine Frau: „Each occult school has its own ideas“. „V.I.T.R.I.O.L.“ (“visit the interior of the earth, and purifying it, you will find the hidden stone.”), ein Stoff, der der Erzeugung des Steins der Weisen dienen soll und auf den u. a. auch schon Ain Soph oder Inade verwiesen haben, lässt anfangs  an das Kratzen einer Nadel in einer Endlosrille denken, man hört Glockenspiel, vielleicht eine Spieluhr. Das Stück endet mit der Intonation des Titels: „V.I.T.R.I.O.L.“ hört man da immer und immer wieder. „Thema 2“ ist ein Ain Soph-Cover: Diese Re-Interpretation kombiniert die mysteriöse Melodie des Originals mit dissonanteren Momenten. „Magia Sexualis (Rito di Conclusione)“ ist zu Beginn fast schon ein White Noise-Track, eine Stimme erzählt Unverständliches, im Hintergrund tönt ein Choral, Glöckchen läuten. Auf insgesamt acht Stücken spielen die drei eine/ihre ganz eigene scheinbar aus der Zeit gefallene Musik. (JM)

Label: Phage Tapes