Am 21. Dezember veröffentlicht das iranischstämmige Berliner Label Noise à Noise die digitale Compilation “Resistance 1″. Über zwanzig Künstlerinnen und Künstler aus der experimentellen Elektronik- und Gegenwartsmusikszene tragen zu dieser vielgestaltigen Sammlung bei, die auf gewisse Weise an die “Tolerance”- und “Intolerance”-Anthologien anknüpft und die sich dem Thema des Widerstands widmet. Doch Widerstand wird hier nicht nur als politische kämpferische Handlung verstanden. Vielmehr erkundet das Album Widerstand als zutiefst menschliche Reaktion auf Ungerechtigkeiten, die die Würde und Freiheit bedrohen, eine Reaktion, die ebenso in stillem Ausharren, in Empathie und in dem Streben nach Verständnis Ausdruck finden kann wie in demonstrativer Konfrontation. Die Compilation ist laut Begleittext den Menschen im Iran gewidmet und steht gleichsam in Solidarität mit Gemeinschaften weltweit, die Unterdrückung und Konflikten ausgesetzt sind. Sie reflektiert den Kampf um Identität und Freiheit, der über kulturelle und nationale Grenzen hinausgeht, und ehrt die Würde aller, die in schwierigen Stituationen ihre Menschlichkeit behaupten. Dabei geht es hier, ähnlich den politisch ausgerichteten Releases auf Post Orientalism Music, ganz entschieden nicht um bekenntnishaftes Parteigängertum und ein entschrechendes Freud-Feind-Schema, die Compilation ist primär Team Mensch.
Die Musik auf “Resistance 1″ umfasst eine beeindruckende stilistische Bandbreite von rauem, verrauschtem und konfrontativem Lärm bis hin zu orchestralen, dunklen Ambient-Arrangements und darüber hinaus. Spannungsgeladene Kompositionen mit unerwarteten Wendungen treffen auf schrille, hektische Details und infernalisches Dröhnen. Verfremdete Klangtexturen wie ein rauschender Blätterwald, Saitenspiel und anrührende Doppelblattflöten schaffen berührende Momente, während gebrochene Rhythmen und mehrstimmige weibliche Gesänge in klassisch hörspielähnlichen Szenarien die Vielseitigkeit der Sammlung unterstreichen. Rezitative Darbietungen vor psychoakustischen Kulissen und filmscoreartige Arrangements vervollständigen die Ästhetik der Compilation. Mit Beiträgen von Acts wie Alireza Amirhajebi, T-Noll, Arshan Najafi, gleich zweimal den Berliner Howling Mystics, Ali Balighi, Hanna Mesgari, Alya Al-Sultani, Ali Aghili und Ehsan Samareh Taheri zeigt “Resistance 1″ die Kraft künstlerischen Schaffens, die als universelle Antwort auf Unterdrückung verstanden werden kann. Das Cover-Artwork, geprägt von der griechischen Buchstabe Omega (Ω), symbolisiert das Ende – und gleichzeitig den Punkt, an dem der menschliche Geist sich erhebt. Die Nummerierung der Compilation lässt auf mindestens eine Fortsetzung hoffen.