CULT OF YOUTH: Cult of Youth

Von CULT OF YOUTH berichtete mir erstmals Tomás Nochteff von MUERAN HUMANOS. Die Band um den Brooklyner Sean Rogar hat gerade die US-Tour der Deutsch-Argentinier organisiert. Dann erfuhr ich, dass zwei weitere Mitglieder der Band auf dem neuen BACKWORLD-Album mitwirken. Als ich dann noch hörte, das selbstbetitelte Zweitwerk der Band sei bei Sacred Bones erschienen, musste ich die CD einfach haben.

Cult Of Youth werden gelegentlich als Band aus dem Neofolk-Spektrum gehandelt. Würde das im engeren Sinne zutreffen, dann müsste man wohl nicht viele Worte über sie verlieren, denn zu dem Genre ist seit Jahren alles wesentliche gesagt. Erwähnenswert sind eher Musiker, die den Rahmen sprengen und ihn gleichsam noch im Hintergrund erkennen lassen. Im Falle der Brookliner ist die offenkundige Neofolk-Reminiszenz mittlerweile derart reduziert, dass man sie nur noch mit entsprechendem Vorwissen zur Kenntnis nimmt. Im Vordergrund ihrer Musik steht das Zusammenwirken von kantigem Bass und kraftvoller Perkussion, und wenn bei „New West“ dann noch liebliche Keyboards hinzukommen war meine erste Assoziation so etwas wie „THEATRE OF HATE treffen auf Morricone“ (bezogen auf dessen bekannteste Westernscores). An manchen Stellen, in denen sich das Drumming aus dem Songzusammenhang löst, erscheinen Cult of Youth für Momente wie Enkelkinder von SAVAGE REPUBLIC, und wenn in Songs wie „The Dead Sea“ und „Cold Black Earth“ auch akustische Gitarren zum stimmungsvollen Strumming ansetzen, kommen so unterschiedliche Briten wie ECHO AND THE BUNNYMEN und NEW MODEL ARMY in Erinnerung – alles jedoch in einem viel aggressiveren und martialischeren Tonfall. Einzelne Songs fallen auf unterschiedliche Art aus dem perkussiv postpunkigen Rahmen, so die etwas rührselige Ballade „Lorelei“, aber vor allem das gelungene Sea Shanty „Monsters“ oder der Popsong „Through The Fear“, zwei Stücke, die an die mittlerweile aufgelösten NAEVUS erinnern. Und so könnte man mit dem Namedropping noch eine ganze Weile fortfahren, könnte auf Andrew King und Patrick Leagas verweisen, um den kehligen Gesang in der kämpferischen Ballade „Casting Thorns“ zu umschreiben u.s.w. Denn Cult of Youth sind eine Band, die bewusst oder unbewusst sehr viel zitiert und dabei das eigene stilistische Minimum leider etwas zu kurz kommen lässt. Nicht dass es überhaupt nicht vorhanden wäre – in der aggressiven Überbietung so mancher subkultureller Geste liegt eine Menge Potential verborgen, und die Verknüpfung von martialischer Strenge und punkigem Rebellengeist ist eine ästhetische Sprache, welche die Band wie wenige andere beherrscht. Genau da sollten künftige Ambitionen ansetzen.

Cult of Youth stehen im Ruf, eine ausgezeichnete Liveband zu sein, und in ihrer Heimat teilten sie sich die Bühnen bereits mit Labelkollegin ZOLA JESUS und einer ganzen Reihe bekannter Namen, die fast schon das Who is Who der amerikanischen Gegenkultur ausmachen. Ich bin gespannt, wann es sie in unsere Breiten verschlägt (U.S.)