THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE: From The Stairwell

Darkjazz und kein Ende. Nachdem Denovali Records vor kurzem erst „Anthropomorphic“, das neueste Produkt des Zweitunternehmens THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION ins gedämpfte Gaslicht entließ, legt das Stammprojekt THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE gleich nach.

Eine der größten Leidenschaften des vielköpfigen Ensembles, dessen Hauptquartier in den Niederlanden liegt, gilt nach eigenen Angaben dem Medium Film. Man sagt das im Grunde fast allen Bands mit einem gewissen Bezug zum Ambient nach, vor allem den elektronischen Vertretern flächiger Kompositionen, dank der Ähnlichkeit zu atmosphärischen Soundtracks und ihrer gelegentlichen Verwendung als solche. Fast müßig ist es zu erwähnen, dass längst nicht jedem die wesentlichen Komponenten cinematischer Klangkunst gelingen: Ein durch Klangfarben und vielschichtige Harmonien erzeugtes Raumgefühl in Kombination mit einem dynamischen, allgemein als „erzählerisch“ wahrgenommenen Zeitverlauf. Weniger schlau heißt das Vielfalt, Abwechslungsreichtum und guter Sound, und davon bietet das Kilimanjaro Darkjazz Ensemble eine Menge.

Das Verhältnis von elektronischer und nichtelektronischer Klangproduktion scheint sich auf „From the Stairwell“ ein wenig zugunsten von Saiten, Tasten, schallgedämpften Trompeten und anderen klassischen Instrumenten verschoben zu haben, des weiteren wurde rhythmisch gleich noch zwei Gänge herunter geschaltet. Einige Stücke kommen fast ohne Beats aus, bei anderen sind sie im Aufbau minimaler als zuvor. Und nicht nur bei der Instrumentierung ist man hier näher am Jazz als bei vorigen Alben, aber auch im Vergleich zum aktuellen Album der Schwesterband: Mehr Groove als Fläche, betörender Frauengesang, der Maltester Falke trifft Dario Argento in Sin City.

„From the Stairwell“ spielt generell mit Zitaten, oder zumindest mit der Vorstellung des Hörers, die eine oder andere Melodie oder einen bestimmten (Minimal)-Groove schon einmal gehört zu haben. Ist das ursprünglich von Morricone oder Bruno Nicolai, was dem Stück gerade einen so leichtfüßigen, fast kitschigen Beiklang verleiht? Nicht wirklich, denn das Beschwingte erweist sich als flüchtiges Trugbild, die Easy Listening-Sounds der 60er und 70er haben durch das hier und heute, durch Lynch, Tarantino, Industrial und Techno ihre ohnehin trügerische Unbeschwertheit verloren, sind nurmehr ironisch eingeworfenes Zitat im Mosaik des Dunkelgroove.

Die vulkanischen Doom- und Darkjazzer gehen ihren Weg, quer durch alle möglichen Klischees, die sie in Zeitlupe und mit tiefschwarzen Ray Ban-Brillen nach Verwertbarem abklopfen. Was dabei herauskommt, ist niemals peinlich, stets cool. Wer ihnen in diesem Frühjahr noch über den Weg laufen möchte, der sollte sich zum Friction- oder Roadburn-Festival aufmachen. (U.S.)