LAIBACH: Iron Sky The Original Film Soundtrack

Auf „Iron Sky“ einzugehen würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, zudem Sujet (Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs machen sich die auf der dunklen Seite des Mondes in einer hakenkreuzförmigen Festung lebenden Nazis mit ihren Flugscheiben auf den Weg zur Erde), die Enstehungsgeschichte (die Rolle des Crowdfundings etc.) und der erhebliche Nerdfaktor intensiv an anderen Stellen und zwar nicht nur von subkulturellen Medien beleuchtet worden sind. Außerdem hat ein Autor dieses Magazins den Film besprochen. Von meiner Seite nur soviel: Iron Sky funktioniert eher als Nummernrevue denn als Spielfilm: Das Mise-en-scène überzeugt durchaus mit Liebe zum Detail, die einzelnen Szenen fügen sich allerdings nicht immer zu einem Ganzen, dazu ist das Drehbuch zu lückenhaft, die Dramaturgie nur bedingt vorhanden, wobei ein Problem auch einfach daraus resultiert, dass solch eine Art von Film mit Übersteigerung arbeitet bzw. arbeiten muss und ein Mangel an Subtilität daher notwendig ist, was aber dazu führt, dass die partiell durchaus amüsante (und sicher nicht unzutreffende) Kritik an Amerika – hier exemplifiziert in der amerikanischen Präsidentin, die unschwer als Sarah Palin-Wiedergängerin zu erkennen ist – sich im Verlauf des Films sehr schnell abnutzt und irgendwann nur noch ermüdet.

Laibach waren seit ihren Anfängen 1980 eine der am konzeptionell dichtesten arbeitenden Bands, wobei Band zu kurz greift, zu sehr war die Musik immer wieder verzahnt mit anderen Ablegern der Neuen Slowenischen Kunst. Thematisch ging es den Slovenen immer wieder um (die Bloßstellung von) Totalitarismus, oftmals in einer Ambivalenz (das beste Beispiel ist (immer noch) ihre Umdeutung und Re-Interpretation von Queens „One Vision“), die denen, die sich von den martialischen Elementen von Laibach weniger inspirieren als zum unreflektierten und eindimensioanlen Plagiieren bemüßigt fühlten, völlig fehlte. Diese Ambivalenz war aber eben auch immer „horribly open to misinterpretation“ – wie Richard Wolfson im Daily Telegraph bemerkte.

Zwei Dinge waren für mich allerdings charakteristisch für die Aufnahmen und Auftritte der letzten Jahre: Wer die Slovenen live sah, konnte auf der Bühne blondbezopfte Trommlerinnnen bestaunen, die der Performance einen unglaublichen Campcharakter verliehen (der bei Laibach in Form von Paraodie natürlich auch schon früher vorhanden war, hier aber immer wieder kurz davor war, ins Lächerliche umkukippen). Zum anderen klangen Laibach oft wie ihre eigenen Epigonen: Das von ihnen selbst wie üblich pointiert formulierte Statement, Rammstein seien Laibach für Kinder und Laibach Rammstein für Erwachsene, lag da vielleicht nicht so völlig daneben. Insofern ist es durchaus stimmig, dass Laibach jetzt den Soundtrack zu einem Film kreieren, dessen Eigenschaften Camp und Übertreibung sind und dem es sicher weniger um die Natur des Totalitarismus geht (wie eben insbesondere den frühen Laibach) als um einen großen thrashigen Spaß.

Im Booklet (wie auch in den Filmcredits) kann man lesen, dass der Soundtrack von Wagner und eben „Iron Sky“ beeinflusst worden sei und es finden sich auch immer wieder Wagnerzitate, aber Laibach haben insbesondere in den 80ern schon wesentlich wuchtiger geklungen. Eröffnet wird das Album von dem ursprünglich auf „WAT“ veröffentlichten (und hier etwas umarrangierten) „B-Mashina“, der einer der wenigen tatsächlichen Songs ist. Weite Passagen des Albums klingen nach recht konventioneller Filmmusik, die auch gewöhnliche Blockbuster untermalen könnte (z.B. „Meteorblitzkrieg begins“, „Ready to face the music“, „Space battle suite“) und der man ihren elektronischen Ursprung manchmal etwas zu deutlich anhört. Das spricht nicht notwendigerweise gegen Laibach, denn ein Charakteristikum von Filmmusik ist, dass sie Stimmung/Dramaturgie des Films zwar unterstützen, allerdings nicht allzu sehr vom Film selbst ablenken soll(te). Neben den bombastischeren Stücken finden sich aber auch (der Handlung des Films geschuldet) kurze Ausflüge in andere Genres, so. u. a. Hip Hop („Peace lovin brother rap“ ), Techno („The moon nazis are coming“), Blues oder Ragtime. Einsatz findet auch eine leicht veränderte Fassung der amerikanischen Nationalhymne (erstmals auf „Volk“ ), eine Umarbeitung von “Die Wacht am Rhein” (“Kameraden, wir kehren heim”) und schließlich der Popsong „Under the iron sky“ zum Ende/Abspann, dessen bewusste Schwülstigkeit etwas durch den später einsetzeneden Gesang von Milan Frans gebrochen wird.

Im Kontext des Films funktioniert der Soundtrack problemlos, für sich alleine geht es ihm wie einer großen Anzahl anderer: Er hinterlässt keinen allzu großen Eindruck.

Label: Mute

M.G.