Die großen Melancholiker und diejenigen im Galakthorrö-Kosmos, deren Musik am nächsten am Pop (im besten Sinne des Wortes) ist, veröffentlichen ihre inzwischen dritte EP mit vier neuen Songs, die in einer klanglichen wie textlichen Kohärenz emotionale Zustände in all ihrer Doppelbödigkeit illustrieren.
Das Titelstück wird von analogen Vintagesynthsounds durchzogen, die wie eine singende Säge oder ein Theremin klingen und den Eindruck erwecken, als werde die emotionale Versteinerung, die besungen wird, zutiefst bedauert; und emotionale Kälte ist eben oft (auch) eine (Über-)Lebensstrategie. Der Wärme des Herzens erinnert man sich nur noch in der Rückschau. Dabei fällt auf, dass der Gesang sich geschlechtlich nicht eindeutig festlegen lässt und irgendwo in einem Zwischenreich anzusiedeln ist, in dem es keine Rolle spielt, wer das Opfer ist. „The Ocean of Tears“ setzt Klänge ein, die an ein Xylophon erinnern und die in ihrer Reduktion die Gefühlslage, die einen Ozean aus Tränen zur Folge hat, beeindruckend illustrieren. Am Ende hört man dann die vielleicht nicht so paradox anmutende Feststellung: „The world finds comfort in violence“. Dass das dritte Stück „Dancing Queen“ den gleichen Titel wie eine berühmte Single von vier Schweden trägt, kann Zufall sein, ganz mag man das aber nicht glauben, zu oft schon setzten Herr und Frau Arafna intertextuelle Referenzen, Anspielungen und Zitate (z.B. Lynch, Cohen) ein. Während im Song von ABBA ein 17-jähriges Mädchen, das alle „anturnt“, besungen wird, geht der Text von November Növelet (fast zwangsweise) weiter: Zwar ist auch die hier Besungene jung, besitzt Seduktionspotential, aber die Sprecherin fordert sie nicht nur zum Tanz auf, sondern es geht bis zur Sebst(auf)opferung. Im Rahmen dieser EP ist das sicher das treibendste und tanzbarste Stück. „Up to date“ beendet die 7′ mit dezentem Rhythmus und den erneut hypnotischen analogen Melodiefolgen.
Für mich waren das 2007 erschienene Album „Magic“ und die ein Jahr später folgende „Sacred“-EP ein Quantensprung zu den auch schon gelungenen früheren Aufnahmen, zeigten diese Veröffentlichungen doch ein Projekt, das zwar seine Inspiration aus den frühen 80ern zog – aus einer Zeit also, als elektronische (Pop-)Musik noch aufregend war – gleichzeitig aber daraus eine ganz eigene Klangsprache entwickelte, die angemessen die Ambivalenzen der Gegenwart beleuchtete – „Heart of Stone” bezeugt dies erneut.
M.G
Label: Galakthorrö