LEILA ABDUL-RAUF & TOR LUNDVALL: Ibis/Quiet Seaside 7”

Leila Abdul-Rauf und Tor Lundvall blicken bereits auf langjährige Laufbahnen zurück, wenngleich Lundvalls Name öfter fällt, ist der im Nordosten der USA lebende Maler und Musiker doch hauptsächlich unter seinem bürgerlichen Namen und solo aktiv. Die in Kalifornien lebende Gitarristin Abdul-Rauf agierte bisher v.a. im Kontext verschiedener Bands, die wie Amber Asylum, Hammers of Misfortune oder Bastard Noise eine Bandbreite von organischem Ambient über Metal bis Noise und Powerviolence abdecken. Vor zirka drei Jahren trafen die beiden sich erstmals und fassten den Plan, ihren Vorlieben für heimelig-unheimliche Ambientwelten gemeinsam auszuleben. Nach Lundvalls Beitrag auf Leilas letztjährigem Debüt “Cold and Cloud” erscheint dieser Tage die erste gemeinsame Single.

“Ibis” ist die Neufassung eines der Albumtracks, eine dezente, doch mit viel Hall unterlegter Keyboardschicht, gekrönt mit einer wohligen Pianomelodie, die sich auf das Allerwesentlichste reduziert und ein wenig an die minimalistischen Arbeiten von Arvo Pärt erinnert. Das kleine Plateau, das den Hauptteil der Komposition bildet, erzeugt in all seiner Zurückhaltung eine einnehmende Atmosphäre, die bei der Kürze des Stücks beachtlich ist. Ähnlich wie “Ibis” evoziert “Quiet Seaside” die Impression einer noch schlafenden Küstenlandschaft im Morgengrauen, deren verträumte Unwirklichkeit durch den fragmentarischen Charakter der Klaviermelodie noch verstärkt wird. Wie Traumreste in den ersten Minuten des Erwachens klingen die entspannten Gitarrenakkorde und die stimmenähnlichen Sounds, die aus dem düsteren Hintergrund auftauchen wie geheimnisvolle maritime Wesen aus den ruhigen Wellen am Strand.

Da Abdul-Rauf erst vor wenigen Monaten ihr Solodebüt vorgelegt hat, ist wohl zu erwarten, dass sie sich vorerst ihren eigenen Arbeiten widmen wird. Mit Kompositionen dieser Art, die durch mehrfaches gegenseitiges Überarbeiten entstanden sind, demonstriert sie jedoch, dass sie auch hier alles andere als ein bloßer Zusatz zum Werk Lundvalls ist. Von daher wäre eine Fortführung der gemeinsamen Arbeit für beide ein Gewinn.

Label: Dais Records