FAUSTO MAIJSTRAL: s/t

Fausto Maijstral wurde vor vier Jahren in Berlin gegründet, doch die Wurzeln des Drone-Duos sind quasi weltumspannend. Da wäre Will Gresson aus dem neuseeländischen Auckland, der heute in London lebt und schon seit einigen Jahren solo und in Bands wie Palatial spielt. Unseren Lesern vielleicht bekannter ist die Mailänderin DuChamp, deren Debüt “Nar” bei Boring Machines auf Platte erschien und auf unseren Seiten bereits Erwähnung fand. Ihr gemeinsames Projekt, benannt nach einer Figur aus Thomas Pyncheons Roman „V“, kann schon auf eine solide Zahl an Auftritten zurückblicken, jüngst erschien dann auch ihr Debüt auf 250 Vinylscheiben.

Das eröffnende Stück zeigt schnell die Gemeisamkeiten zu “Nar”, das ebenfalls mit einem monumentalen Droneplateau eröffnete: Ein repetitiv aufgebautes, zunächst statisch wirkendes Dröhnen breitet sich aus wie eine weite, planierte Ebene. Doch während DuChamps Soloplatte ohne Umschweife mit der Tür ins Haus fällt und laut wie eine Fanfare Gehör einfordert, ist die Hypnotik hier von einer langsameren und gleichsam feinsinnigeren Natur, die ihre eigentliche Konzeption erst mit der Zeit und bei genauerem Hinhören offenbart: “Lucky 13″ ist eine dieser Kompositionen, deren Musik immer wieder mit den Hintergrundgeräuschen im Raum verschmelzen kann, da sie unter der Oberfläche viele Unregelmäßigkeiten verbirgt, von subtilen Rhythmusansätzen über minimalste Riffs bis zu einem Murmeln, aus dem gegen Ende sogar eine Art Gesang entsteht. Auch der Sound selbst erweist sich mit der Zeit als mehrschichtig, erinnert an das Zirpen von Zikaden auf der Basis eines erdigen Mahlgeräusches. Als unterschwellig kreisendes Rumoren kommt dieser Ton im letzten Stück “Epitaphium” in aufgerauter Form wieder, was dem Album eine zyklische Tendenz verleiht. Gerahmt sind zwei für Fausto Majistral-Verhältnisse fast songorientierte Stücke, in denen mal wohlklingendes Gitarrenpicking, mal kleine Metalzitate wie Feedbacklärm und angedeutete Trommelwirbel die Oberhand haben. An der meditativen Langsamkeit ändert das freilich nichts.

Mit dem finalen Feinschliff von Brian Pyle (Ensemble Economique, Straving Weirdos) ist ein rundes, verwachsenes Album daraus geworden. Das letzte Wort in wahrsten Sinne hat übrigens – die Religion? ein Zitat aus einer als fremdartig verstandenen Kultur? das Kolorit vom Bosporos? Jedenfalls hört man gegen Ende einen in Istanbul aufgenommenen Muezzin, der das Album – vermutlich mehr als Frage denn als konzeptuelle Aussage – mit seinem eindringlichen Gotteslob ausklingen lässt.

Label: LA Station Radar