DAVE PHILLIPS: Burn

Es gibt die weitverbreitete Gewohnheit, sich allem voran auf die Sprache zu verlassen, wenn es um die Annäherung an Multimedia-Konzepte geht. Dave Phillips ist ein Künstler, bei dem Musik, Text, Bild, Film und Performance in etwa gleiche Rollen spielen, dazu kommen zahlreiche Verweise auf externe Quellen und all dies verfolgt einen kritischen, im weitesten Sinne politischen Ansatz. Nähert man sich Phillips über das Medium Sprache, so findet man in seinen Booklets Texte von z.T. erstaunlicher Klarheit – eigene Manifeste oder Essays anderer Autoren, die sloganhafte Kommentare zum Stand der Zivilisation und teilweise direkte Handlungsanweisungen enthalten. Bezieht man dann jedoch die anderen Komponenten, v.a. die Musik mit ein, sieht man sich oft einem verstörenden Chaos gegenüber, betritt falsche Fährten auf unsicherem Boden und registriert, dass Phillips wenig erklären, dafür aber viel anstoßen will.

Ein Tape, dessen Titel „Burn“ – gerade im Zusammenhang mit dem ersten Track „Exercise your demons“ – etwas Reinigendes andeutet, ein Essay Benedikt Loderers über die Geschichte der menschlichen Mobilität und dem damit einhergehenden Schaden an unserem Planeten, eine Viertelstunde unkoordiniertes Chaos, weitere fünfzehn Minuten dunklen Ambient, zugleich eine Widmung an den Komponisten Zbigniew Karkoswki – da kommt einiges zusammen, was nicht zwangsläufig zusammengehört, und man würde einen Fehler machen, würde man allzusehr nach dem dicken roten Faden suchen. „Burn“ zielt auf das Gemüt, nicht auf den Intellekt, zertrümmert in „Exorcise“ Welt- und Selbstbilder durch Tierstimmen, Hochfrequentes und unberechenbare Kakophionien, offenbart in „Walk out“ eine Alternative aus pianolastigem Ambient mit den Stimmen von Vögeln und Affen und einem plätschernden Rinnsal – eine schönere Parallelwelt, die aber nach wie vor zu düster und unbestimmt ist für ein romantisches Idyll und somit die Monstrosität des Ganzen nicht antastet.

Zum Schluss die schlechte Nachricht: Beim Label ist das Tape mit seinem Booklet im Heftformat längst ausverkauft. Man hört Gerüchte, dass in den Weiten des netzes noch einzelne Exemplare zu haben sind, aber dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer. Sollte es dazu aber mal ein Bandcamp geben, so heißt es zugreifen. (U.S.)

Label: Aaltra Records