LABFIELD: Bucket of Songs

Beim ersten Hören könnte man den Eindruck gewinnen, dass Labfield die Songs, die sie uns in einem üppigen Blumenstraß präsentieren, gründlich zerstören – vorausgesetzt man hört sie überhaupt heraus, was bei den rotierenden und schabenden Geräuschauswahl in „Ragged Line Reversed “ ebenso schwer fällt wie bei den auf der Kopfplatte bearbeiteten Gitarrensaiten in „Intensive Course In Bad Manners“, bevor das Stück in heftiges Dröhnen überleitet. Doch die Musik des Trios aus dem Umfeld des bekannteren Fire! Orchestra hat einen doppelten Boden.

Zwischen dem eröffnenden Knatterton und dem entfernt an Z’ev erinnernden Blechrasseln gegen Ende ereignet sich zwischen den Ritzen der Songs so manches, das einem für Momente die Illusion vermittelt, gerade den Auftakt harmonischer Musik zu erleben. Klavierpassagen, die etwas zu sehr an romantische Kunstliedstrukturen erinnern, um bloße Soundpartikel zu sein, oder stimmungsvolle Gitarrenakkorde, die wundersame Folksongs eröffnen könnten, aber mit einem beschwörend-repetitiven Eigenleben vorlieb nehmen – all dies legt nahe, dass Pop hier nicht negiert, sondern auf seine basalen Bestandteile zurückgeführt wird, die man beim betriebsblinden Musikkonsum so leicht überhört.

Ist der Groschen erst einmal gefallen, so empfindet man „Page 55 “ als Bonus, denn die verrückt spielenden Snares, die so chaotisch wirkenden Saiten und die fast flüsternde Stimme von Gastsängerin Marian Wallentin sind ausgesprochen schön. Was hier wie ein kubistisches Bild zerlegt wird, ist eine schlichte und anrührende Jazzballade, wie man sie in der Skandinavien öfter antrifft. (A.Kaudaht)

Label: Hubro