THE GREAT PARK: The Good Men

Stephen Burch hat sicher seine Tabus, doch in den Songtexten von The Great Park gibt er sich meist schonungslos. Schonungslos gegenüber den fiktiven Figuren seiner Texte, schonungslos aber auch gegenüber seiner eigenen lyrischen Persona. „I do wrong“ heißt ein Song, und es gibt eine ganze Reihe anderer, die ebenso heißen könnten. Wer all das weiß, denkt bei einem Albumtitel wie „The Good Men“ vielleicht schon an Ironie, wohl zurecht, doch es gibt auf dem neuen Longplayer auch versöhnliche Töne.

Für Einsteiger: Der Engländer Burch betreibt The Great Park seit gut zehn Jahren teilweise allein, teilweise mit wechselnden Gastmusikern. Auf dem vordergründig so aufgeräumten Gelände des großen Parks kollidiert tief emotionale Lyrik nicht nur mit ihrer eigenen sarkastischen Kehrseite, sondern auch mit stimmungsvoller, der gängigen Wahrnehmung entsprechend folklastiger Musik. Gitarre, manchmal Streicher, dezente Drums und kleine Überraschungen bilden die Soundkulisse für Stephens eigenwilligen Gesang, der immer wieder Spoken Words nahekommt.

Manche beklagen, dass sich der Stil des Projektes über die Jahr enie wirklich verändert habe, und oberflächlich gehört ist das nicht ganz falsch, erst bei genauerem Hinhören erkennt man einzelne Schwerpunkte im Gesang und in der Musik. Und ich finde es durchaus sympathisch, dass er nicht halbherzig ein Drone- oder Rockalbum aufnimmt, nur um sich deutlicher entwickelt zu haben.

Man könnte „The Good Men“ als Motto einen Titel der von mir nur mäßig geschätzten Sibylle Berg voranstellen: Das Unerfreuliche zuerst. Herrengeschichten. Die guten Männer, die an ihren Vorsätzen scheitern, weil die Möglichkeiten und der Lauf der Dinge es anders wollen, aber auch aufgrund der eigenen Widersprüchlichkeit und dem tückischen Sog der Normalität – sie, die allesamt in der Wir-Form auftreten, bevölkern v.a. die ersten Stücke des Albums: kurze, tremolierende Momentaufnahmen fataler Ereignisse in „Matthew and Robert“, ein perfektes weil defektes ländliches Familienidyll im Titelsong, dessen bitterer Symbolismus schier erdrückt.

Nach diesem Einstand wirken weite Teile des Albums fast freundlich, und Burch tut gut daran, in den entsprechenden Songs, in denen bisweilen ein Du angesprochen wird, weniger auf Intensität zu setzen, sondern einen entspannten, beinahe verbummelten Ton anzuschlagen. Gerade hier fallen dann auch einige Neuerungen auf: Burch testet andere, weniger rezitationsnahe Singtechniken aus und in „Super Good Advice“ funktioniert The Great Park sogar mit vibrierenden Twangs. Mit diesem Stück gibt es auch einen veritablen kleinen Hit, auch wenn einem Kracher wie auf „Now Wash Your Hands“ nicht vergönnt sind. (U.S.)

Label: Woodland Recordings