NOVÝ SVĚT / GERMAN ARMY: Split 7”

Von dieser im vergangenen Herbst erschienenen Split 7” sind wahrscheinlich nur noch wenige Exemplare zu ergattern, aber da mich das gute Stück nun nach einer postalischen Irrfahrt doch noch erreicht hat, soll es den Lesern unserer Seite, die sicher zum Großteil mit dem undefinierbaren Kosmos Nový Světs und der von Noise und Exotica angereicherten Elektronik German Armys vertraut sind, nicht vorenthalten werden.

Auch wenn Nový Svět in den Jahren seit dem zaghaften Comeback eher zurückgezogen agieren, hat das Interesse an Split-Releases kaum nachgelassen, und nach Susa24 und Spettro Family ist mit den ungemein emsigen German Army erneut ein jüngeres Projekt mit an Bord, dessen Zuhause recht weit von der Community entfernt ist, in der die Musik der Wiener anfangs rezipiert wurde. Doch da Nový Svět ohnehin immer viel zu wechselhaft und unberechenbar waren, um irgendwo hinzu gehören, passt es mit GA ganz gut, zumal denen aufgrund der skurrilen und aus zahlreichen Anspielungen bestehenden Narrative ihrer Alben eine ähnlich ungreifbare Aura anhaftet.

Es ist fast bedauerlich, dass die Nový Svět vorbehaltene Seite nur ein Stück enthält, denn „Oneofakind“ zählt zusammen mit den jüngsten Veröffentlichungen auf Soundcloud zu den Glanzlichtern der letzten Jahre. Zu einem wundgeschliffenen Pianoloop und einem leicht hinkenden und deshalb um so groovigeren Beat lässt Jürgen Weber, einmal mehr in englischen Lyrics, eine slice of life-artige Geschichte von Abhängigkeit und von der Einsamkeit des Zurückgelassenen nach dem Tod des einzigen Seelengefährten aufblitzen. Originell und zugleich verstörend ist dabei, dass dieses Szenario nicht vom Blickwinkel des Trauernden, sondern des Sterbenden aus entworfen wird, und die refrainartig wiederholte Zeile „If I die, I die“ wirkt in ihrer lakonischen Trockenheit noch lange nach, weiß zu verstören auf eine Art, wie es die Songs von Michael Gira vermögen, und übertönt sogar die Effekte der rückwärts abgespielten Gesangspassagen am Ende des Stückes.

Desolat und von gleichsam ungekünstelter Einfachheit, am Ende aber doch nicht ganz ohne eine gewisse heimelige Nostalgie – vielleicht sind es diese Attribute, die die Beiträge beider Projekte am ehesten verbinden, und die so kongenial vom Artwork zusammengehalten werden. Darüber hinaus geht German Army in eine gänzlich andere Richtung. Rasseln und handdrums, die leicht an das exotische feeling älterer Veröffentlichungen anknüpfen, gehen schnell über in den verwehten Sound analoger Elektronik, die v.a. im zweiten Stück über Melodie und Dynamik etwas beinahe Monumentales bekommt. Die schaurig schummerigen Vocals, die im dritten Stück als ein heruntergepitchtes Grummeln wiederkehren, welches wiederum auch eine kurze Entsprechung auf der Nový Svět-Seite hat, sind kaum zu verstehen, aber Titel wie „Bondage Commune“ und „Crooning Ignorance“ lassen Abseitiges vermuten.

Tolle, wenngleich dem Medium entsprechend sehr kurze Veröffentlichung, die im jeweils unfangreichen Werk beider Projekte ein besonderes Mosaiksteinchen darstellt. Bei der VÖ-Frequenz German Armys muss man wohl nicht lange auf ein neues Lebenszeichen warten, und bei Nový Svět, die vor kurzem ein Tape-Album herausgebracht haben, stehen die Zeichen derzeit auch wieder ganz gut. Recht bald wohl gibt es sogar wieder Neues auf Nekofutschata. (U.S.)

Label: Tourette