JOZEF VAN WISSEM: When Shall This Bright Day Begin

Seit den Tagen mit den Brethren of the Free Spirit ist viel Zeit vergangen, eine Zeit, in der auch die Musik Jozef van Wissem extrovertierter, songhafter und im weitesten Sinne popkultureller geworden ist. „When Shall This Bright Day Begin“ präsentiert den Lautenspieler zwischen besinnlichen Barock-Klängen und coolem Desert Rock, bei dem Ben Chasny die Saiten gespannt haben könnte.

Viele Stellen des Albums sprechen eine von früheren Aufnahmen her bekannte Sprache: die Langsamkeit, mit der sich Strukturen zu erkennen geben, die subtilen Variationen, der meditative Zug, wenngleich die unterschwellige Aufgeregtheit, die so oft für eine reizvolle Spannung gesorgt hat, in vielen Stücken einem fast verbummelt genügsamen Ton gewichen ist. Schön, dass es im ornamentalen Picking der tiefen Saiten in „The Purified Eye of the Soul“ auch dafür eine Enklave gibt.

Van Wissem scheint mehr denn je das Unspektakuläre zu lieben, das durch lakonische Twangs und den doomig grummelnden Gesang in einigen Songs eine fatalistische Note bekommt. „Hast du dich jemals gefühlt wie du wolltest?“ heißt es sinngemäß in „Detachment“. Wem der Gesang zu aufgesetzt wirkt, der wird sich vielleicht über die Beiträge von Nika Roza Danilova von Zola Jesus freuen, die neben einigen backing vocals im Stück „Ruins“ mit ihrem gedehnten Gesang großartige Momente entstehen lässt. Im Symbol der Ruine, das außerdem in einigen lnterviewsamples vorkommt und ein Leitmotiv des Albums bildet, verdichtet sich ein weiträumiger Blick auf menschliches Schaffen, das in seinen besten Resultaten weder von ewigem Bestand noch kurzlebig ist, und das in seinem tragischen Bemühen berührt und Empathie verdient. Sagte nicht einmal jemand, dass vielleicht nur derjenige noch heroisch sein könne, der „trotzdem“ begehrt?

„When Shall This Bright Day Begin“ ist ein Album von einiger Tiefe, doch es hat auch ganz klar Momente, die von Gefälligkeit und den einfachen Effekten metallastiger Vocals geprägt sind. Für viele Gelegenheitshörer wird es wohl gerade deshalb so griffig und voller Wiedererkennungswert sein. Es wäre schön, wenn einige dennoch zu seinen rieferen Schichten durchdringen würden.

Label: Consouling Sounds