UNICAZÜRN: Omegapavilion

In musikalischer Hinsicht mag UnicaZürn, die Band, die David Knight und Stephen Thrower nach der Dichterin und Zeichnerin benannt haben, deren künstlerisches Charisma sie so beeindruckte, nicht ganz so weit entfernt sein von anderen Projekten der beiden wie Arkkon oder Cyclobe, zumindest insofern, dass in all den genannten Fällen dröhnende, „kosmische“ Klangflächen in feinsinniger Gestaltung vorkommen. Dass UnicaZürn oft noch um einiges freier und unvorhersehbarer klingt, hängt mit dem Unterschied zusammen, dass die beiden hier meist wesentlich spontaner und im besten Sinne planloser vorgehen und die Stücke in ergebnisoffenen Sessions improvisieren. Eines dieser Treffen fand im letzten Frühjahr statt, und was mit Unterstützung eines Streicher-Ensembles, Gitarre, Synthie und zwei iPads eingefangen wurde, fand jüngst seinen Weg auf Tape.

Auch auf den hier enthaltenen drei recht ausladenden Tracks finden sich die zentralen Eigenschaften des Duos, allem voran die spontane Unberechenbarkeit der Soundnarrative und die feine Gestaltung der Tableaus. Das halbstündige „Extract From Eternal Conumbra“, das die erste Seite ausfüllt, beginnt sehr leise und hintergründig, steigert sich zunächst sehr zaghaft, und man muss schon genauer hinhören, um der warmdunklen Klangfarben und der vielen im sanften Brummen versteckten Soundpartikel gewahr zu werden. Erst mit der Zeit kommt etwas mehr Bewegung hinein, immer mehr Schichten entfalten sich und lassen verschiedene Kreisbewegungen entstehen, die in subtilen Widerstreit zueinander treten. Schwer zu sagen, ob diese kleinen Disharmonien das angenehm tremolierende Gleiten unterschwellig sabotieren oder eher in Schwung halten, aber letztlich reicht es völlig aus, die Stimmigkeit des Stückes zu erahnen, das ja nur ein Auszug von etwas Ewigem ist – ein Motiv, das übrigens des öfteren bei UnicaZürn vorkommt.

Sich stetig wiederholende Stimmfetzen in undefinierbarer Verfremdung prägen das die zweite Seite eröffnende „Heliomantra“, doch dem Titel vielleicht ganz gut entsprechend nimmt man diese irgendwann kaum noch wahr, lässt sie versinken in einem Klangfluss, aus dem einen keine markanten Brüche aufscheuchen, und der doch stets im Wandel begriffen ist. Das etwas kürzere „Phosphor AKS“ mutet noch traumwandlerischer („surrealer“) an, dunkle Celloparts und klirrendes, das von einem elektrischen Piano stammen könnte, lassen ein Spannungsgefüge ins Idyll eindringen, das erst im opulenten Höhepunkt kurz vor dem Ende aufgelöst wird – genau darin unterschiedet sich der finale Track auch von den anderen, die so exzerpthaft anmuten, dass sie endlos weitergehen könnte.

Insgesamt eine Veröffentlichung mit einer Menge an halbversteckten Subtexten, die definitiv mit mehrmaligem Hören dazugewinnt, die Lust am aufmerksamen Hören natürlich vorausgesetzt. Zusammen mit dem Artwork – einem der eher seltenen lebenszeichen von Danielle Dax! – sollte das ein guter Anreiz sein, sich das Tape zu besorgen. (U.S.)

Label: The Tape Worm