COMANDO SUZIE: Principios Y Salidas

Ganz sicher gibt es einige gute Electro- oder Synth Pop-Alben, aber meist gehen diese Sachen unbemerkt an uns vorbei, schlicht aufgrund anderer musikalischer Schwerpunkte. Manchmal jedoch will es der Zufall oder das Schicksal, dass uns doch noch eine echte Ausnahmeband aus dieser Sparte erreicht, und ein Faktor, der dazu führen kann, ist die personelle Verbandelung zu stilistisch anders gelagerten Musikern. Comando Suzie aus Barcelona, die bereits Alben auf Punch Records und dem Madrider Autoreverse-Label herausbrachten, bewegen sich im von uns aus betrachtet nach wie vor obskuren katalanischen Underground, einer Sphäre, in der man auch Leute wie Sergio Mendez a.k.a. Escama Serrada oder Demian Recio alias Ô Paradis antrifft. Letzterer hat hat das neue Album der Electroband auch produziert.

Mit wubbernden, basslastigen Synthies, tanzwütigen 4/4-Takten und sehnsüchtigen Melodien aus der so bewährten Keyboard-Antword auf die Streicher aus zahlreichen Filmscores hat „Principios Y Salidas“ (dt.: „Prinzipien und Auswege“) so ziemlich alles, was ein solides, klassisches Synthie-Album braucht, und mit „La Carga“ ist sogar die obligatorische Kopfhängerballade mit von der Partie. Doch es ist nicht der dezente Goth Touch der Gitarren- und Bass-Parts, der den Sound der Katalanen von den zum Teil unsäglich schlagerhaften Depeche Mode-Klonen der Neunziger ebenso abgrenzt wie von einigen Hipstern, die dieses Songformat auch irgendwann für sich entdeckt hatten, und wohl auch nicht die bei einigen vielleicht als exotisch wahrgenomenne Tatsache, dass all dies auch mit spanischen Texten funktioniert. Eher noch der leicht bärbeißige Gesang Raul Lopez’, der die Kunst beherrscht, Inbrunst und Beherrschung zu verbinden, und so gar nicht nach glattgebügeltem Bubi klingt.

Sollte ich Stücke hervorheben, dann vielleicht das dem Titel zum Trotz eher schwermütige „Fiesta“ mit den dezent eingesetzten Backing Vocals von Sandra Gimeno, das verspielte „G.G.“ (eine Referenz an Allin?) oder der etwas aggressivere Remix des Openers „Fotos“ aus dem Atelier eines gewissen Nacho Canut. Fazit: Grundsolide und mitreißend zugleich, v.a. weil das atmosphärische Charisma der Musik ihrer Kurzweiligkeit nicht geopfert wurde. (J.G.)

Label: Nøvak