GRUMBLING FUR: Furfour

Manche sagen, mit Grumbling Fur leben Alexander Tucker und Daniel O’Sullivan ihre poppige Seite aus. Hört man dann noch, dass ihre Musik oft Gesangsduette im Stil des in den Fünfziger Jahren beliebten Harmoniegesangs enthält, könnte man sich darunter zunächst etwas sehr gefälliges, vielleicht sogar langweiliges vorstellen. Man darf aber beruhigt sein, denn bei aller Liebe zur Harmonie führen die beiden, die auf ihrem aktuellen Album „Furfour“ Verstärkung von Charles Bullen (This Heat) und Isobel Sollenberger (Bardo Pond) bekommen, so ziemlich alles ad absurdum, was man sich so unter glatten, kompakten Songs vorstellt – und das ganz nebenbei, denn primär verarbeitet das Album persönliche Erfahrungen der letzten Jahre.

Das harmonischste an den Songs ist fast immer der Gesang: Stets in Moll gehalten mit wehmütigen Refrains bringt er so manchen Ohrwurm zustande, und schon das frühe „Strange the Friends“ ist in der Hinsicht ein Höhepunkt. Doch Grumbling Fur sind kleine Spielverderber, denn sie lassen dem Gesang nie vollends den vorderen Bühnenraum, lassen ihn viel eher zu einem Teil der jeweiligen Kulissen werden, aus der er nur deshalb manchmal herausragt, weil er eines der wenigen Leitmotive abgibt. Andere Komponenten – beschwingte, schlacksige Takte, blubbernde Synthloops, melodramatiche Streicher, helle Snares aus der Drummachine und schnelles Gitarrenpicking – wechselt oft recht unverhofft von Song zu Song.

Die Arrangements all dessen geben dem dekonstruierten Pop gerade sein ungreifbares Gepräge: die stellenweise Holprigkeit der wie aufgeklebt wirkenden Takte in zahlreichen Songs, das zittrige Tremolo, das „Pyewacket Palast“ und „Acid Ali Khan“ wie durch einen verschwommenden Film zum Hörer durchdringen lassen, das schlaftrunkene Piano in „Heavy Days“, das Rauschen und Rumoren in „Perfect Reader“ – all dies taucht die Musik in eine impressionistisch anmutende Vagheit, die die Songs noch sensibler wirken lässt, als es klare Konturen vermocht hätten.

Wenngleich O’Sullivan und Tucker ihren Gesang wie nie zuvor in seiner Schönheit vervollkommnet haben, ist „Furfour“ doch nicht minder fordernd als das in etwa zeitgleich entstandene „Preternaturals“ mit seinen repetitiven Abstraktionen oder die teils ungeschlachten Epen auf „Glynnaestra“. Und so entfaltet das Album seinen ganzen Gehalt auch erst nach einiger Zeit. Und das ist eine Menge, denn das Album ist wie Laniakeas „A Pot of Powdered Nettles “ in Ian Johnstones Haus entstanden, und ich habe den Eindruck, dass der Ort mit seinen vielen Erinnerungen zu keinem geringen Teil am Album mitgeschrieben hat. (U.S.)

Label: Thrill Jockey