GRAVETEMPLE: Impassable Fears

Es gibt wohl wenige Bands, deren Name in den vergangenen Jahren in der Presse so häufig bei Besprechungen von Drone/Metal –Platten als Referenz genannt wurde wie Stephen O’Malleys und Greg Andersons Sunn O))). Während das 2007 gegründete Burial Chamber Trio aus Anderson, Attila Csihar und Oren Ambarchi besteht/bestand, ist das ähnlich betitelte Gravetemple das Projekt von O’ Malley, Csihar und Ambarchi, das ursprünglich gegründet wurde, um in Israel zu touren. Fast könnte man sagen, dass „Impassable Fears“ das eigentliche Debüt ist, waren die bisher veröffentlichten Tonträger des Trios doch Liveaufnahmen oder Demos.

„A Szarka (A Magpie)“ beginnt direkt mit perkussiver Wucht. Inmitten der typischen verzerrten Gitarren gibt das Schlagzeug dem Stücke eine ziemliche Dynamik. Dann setzt Csihars Stimme ein, die in ihrer Wandlungsfähigkeit aufs Neue beeindruckt: Er brüllt und kotzt seine Wörter aus, nähert sich im Laufe des Tracks einem Death Metal-Growl. „Elavúlt Földbolygó (World Out of Date)” knüpft musikalisch daran an. Zu der fast manischen Perkussion und den Gitarren schreit, grummelt und singt Csihar wie ein Besessener, dessen Stimmen Legion sind. „A Karma Karmai (Karmas Claws)“ ist ein eineinhalb Minütiges Interludium aus flächigen Momenten mit fast schon engelshaften Chormomenten, die in scharfem Kontrast zu Csihars dämonischen Intonationen/Invokationen stehen. Auch „Domino“ ist kurz und ambient, aber mit seinen leicht dissonanten Loops atonaler. Auf dem Titelstück „Áthatolhatatlan Félelmek (Impassable Fears)“ erinnert Csihars Gesang anfangs vielleicht noch am ehesten an Black Metal-Gekreische, hier untermalt von an Noise erinnernde Passagen, bevor O’ Malleys Gitarre einsetzt und die Stimme dunkel-grollelnd wird, dann wieder ins Opernhafte übergeht, ganz so, als wolle er die Bandbreite, die er auf „De Mysteriis Dom Sathanas” auf acht verschiedenen Songs zeigte, hier auf einem Stück kondensieren. Der Abschlusstrack „Az Örök Végtelen Üresség (Eternal Endless Void)“schließlich ist wieder eine eher im Ambient verwurzelte Nummer: In weiter Ferne dröhnen fast sphärische Klänge. Der russische Maler Denis Forkas Kostromitin – dessen Bilder auch die eine oder andere Ex Occidente Press-Publikation geziert haben und der auch auf dem Cover des demnächst erscheinenden neuen Wolves in the Throne Room-Albums zu sehen sein wird – illustriert die auf dem Album vorherrschende Stimmung mit seinem Gemälde ” Baldrs Draumar. Eljuðnir “ganz gut.

Gerade in der Liveumsetzung hat man bei Musik wie dieser den Eindruck, es sollten quasitranszendent(al)e Zustände erzeugt werden. Csihar selbst spricht von einer “spirituellen Erfahrung” und Gravetemple schreiben: “Gravetemple is a sacred metaphor & psychedelic spiritual abstraction”. Man sollte aber hier nicht an New Age-Kitsch oder billigste postmoderne Bricolagemetaphysik denken, sondern sich viel eher auf eine Konfrontation mit dem Abgrund, der „eternal endless void“, vorbereiten. (MG)

Label: Svart Records