SPILL: Stereo

Schon seit fünfzehn Jahren werfen Pianistin Magda Mayas und Schlagzeuger Tony Buck bereits ihre Talente unter dem Namen Spill in die Wagschale, und was die Inside Piano-Performerin und der von seiner Stammband The Necks bekannte Jazzdrummer dabei auf die Beine brachten, beeindruckte auch gerade bei Konzerten.

Für ihr aktuelles Studioalbum mit zwei jeweils seitenfüllenden Tracks sind die beiden mehrfach zum Improvisieren ins Studio gegangen und haben neben ihren spontanen Beiträgen auch bereits aufgenommene Parts vom Tonträger mitjammen lassen. Der Titel “Stereo” ist dabei Programm, denn gerade den räumlichen Aspekten der Aufnahmen wurde besonderes Gewicht beigemessen. Verschiedene klangliche und rhythmiche Details wurden einander quer durch den Raum zugespielt, wie verselbständigt fliegen sie, dank differenzierter Aufnahmetechniken, immer wieder von Seite zu Seite.

Zu den Punkten, an denen Mayas’ Spiel im Inneren des Klaviers und Bucks hier v.a. auf die Becken konzentriertes Schlagzeugspiel zusammentreffen, gehört perkussives Klingeln und Rasseln, das oft genaues Hinhören erfordert, um eindeutig dem metallenen und hölzernen Innenleben des Flügels oder dem oft ebenso kreativ bearbeiteten Drumkit zugeordnet zu werden. Bisweilen mag man bei dem atonalen Quietschen und dem metallenen Federn und Vibrieren auch an gar kein herkömmliches Instrument mehr denken. Dem stehen immer wieder kurze Passagen mit melodischem Tastenspiel gegenüber – mit Wohlklang geizen die beiden keineswegs. All diese geradezu überquellende Detailflut hat – besonders bei “Magnetic Island”, aber auch beim mit ähnlichen Mitteln noch subtileren weil zögerlicheren, aber vielleicht auch etway jazzigeren “Sway” – einen rituellen Touch, der an schamanistische Performances ebenso erinnert wie an die Xenakis’ Tapearbeiten aus den 70ern.

Über längere Zeit ahnt man bei den zumindest ansatzweise episodischen Abschnitten, die durch lautes und leiseres, durch holprigeres oder auch von berührenden Melodiefragmenten gesäumtes Territorium führen, allenfalls eine Richtung, doch in beiden Tracks lässt sich eine Steigerung der Intensität (und z.T. auch der Atonalität) ausmachen, die das Ganze dann zu einer runden Sache macht. Die beiden Stücke sind exklusiv für das Release konzipiert und auf 300 Scheiben erhältlich. (U.S.)

Label: Corvo Records