Der Lautenspieler Jozef van Wissem und Jim Jarmusch haben schon häufiger zusammengearbeitet: Von ihrem Soundtrack für Jarmuschs großartige Vampirmeditation „Only Lovers Left Alive“ bis zu einer Reihe von weiteren Alben. Nach einigen Jahren kommt mit „An Attempt to Draw Aside The Veil“ ein weitgehend instrumentales Album, auf dem sich die beiden auf drei Personen beziehen, die alle auf ihre Art versucht haben, eigene Gedankengebäude zu errichten: William Blake, Emanuel Swedenborg und Madame Blavatsky, wobei der Scharlatanquotient bei der Dame aus Südrussland sicher höher ist als bei dem „Cockney visionary“ (Peter Ackroyd) Blake, der einst verkündete „I must create a system, or be enslaved by another man’s. I will not reason and compare: my business is to create“ – und genaus das tat er dann auch: Sein literarisches Werk, insbesondere seine prophetischen Bücher, die er selbst, nicht lediglich illustrierte, sondern „illuminierte“, gehört mit zum originellsten in der englischen Literatur. Zu Swedenborg, der mit Naturwissenschaft begann, um sich dann immer stärker der Theosophie zuzuwenden, hatte Blake ein ambivalentes Verhältnis: Er besaß einige Werke, wandte sich aber dann ab und spielte in „The Marriage of Heaven and Hell“ ironisch an Swedenborgs vorher erschienenes Werk “Heaven and Hell” an, löste dessen manichäischen Gegesätze auf und man muss vielleicht unweigerlich daran denken, was Robert de Grimston einige Jahrhunderte später machen sollte.
Wie genau die Werke der drei das Album beeinflusst haben, lässt sich kaum wirklich sagen, finden sich doch fast nur instrumentale Stücke und man kann lediglich anhand der Titel sagen, auf wen sich jeweils bezogen wird („When The Sun Rises, Do You Not See A Round Disc“ verweist auf Blake, „Lost Continent“ auf Madame Blavatsky und ihre Überlegungen zu Hyperborea).
Auf „White Horse“, dem ersten Stück des Albums, kann man wenig von van Wissems so charakteristischem Lautenspiel hören, das schon das Werk von Brethren Of The Free Spirit so prägte, stattdessen erklingt eine Gitarre, als habe sich Dylan Carson dazugesellt. „Dark Matter“ ist dagegen mit der verrauschten Laute weniger dissonant. „The Unclouded Day“ wird geprägt vom harmonischen Zusammenspiel von Laute und Gitarre.und ist eines der melodischsten Stücke des Albums. „The Two Paths“ präsentiert dem Titel entsprechend eine Kontrastierung von zaghaft gespielter Laute und droniger E-Gitarre. „Lost Continent“ wird von merkwürdigen Drones geprägt, wodurch das Stück einen dezent mysteriösen Charakter bekommt. Abgeschlossen wird das Album von „When The Sun Rises, Do You Not See A Round Disc“: einem Monster aus Gitarrendrones, Noise und Sprachsamples. (MG)
Label: Sacred Bones