O3: Trashumancia

Nachdem O3 nach ihrem vor ganzen zehn Jahren veröffentlichen Debüt nichts mehr unter dem Namen heraus gebracht hatten, kommt ihre jüngst erschienene CD Trashumanicia ziemlich überraschend, v.a. wenn man wie der Verfasser die Zusammenarbeiten des Trios in der Welt des Tanz und des Zirkus und mit verschiedenen Musikerkollegen verpasst hat.

Das Debüt “…De Las Piedras” wurde seinerzeit in einer kleinen Kapelle im spanischen Urueña aufgenommen, und entfaltet mit seinem plastischen Mix aus improvisiertem Instrumentenspiel und gut ausgewählten Geräuschen der Umgebung eine z. T. äußerst klare Szenenfolge. Für “Trashumancia” sind Ingar Zach, Alessandra Rombolà und Esteban Algora wieder an den Ort zurückgekehrt um an die Stimmung und das Lebensgefühl, aber auch an die klanglichen Voraussetzungen des Ortes erneut anzuknüpfen.

Ich möchte den Longplayer nicht allzu sehr mit seinem Vorgänger vergleichen, aber was seine ästhetische DNA ausmacht, ist u.a. die Unbestimmtheit seiner stark auf Fieldrecordings basierenden Klangwelten: Akkordeon, Triangel, diverse Bläser und weiteres aus dem klassischen Instrumentenfundus bildet eine organische Einheit mit einem an altbackene Werkstattszenarien erinnerndes Hantieren mit Stein, Holz und Metall sowie meist dezent eingesetzte Tierstimmen, und oft bleibt es unklar, welcher dieser Kategorien ein schabendes, zwitscherndes oder hämmerndes Geräusch gerade angehört. Transhuman sind sie – in Anlehnung an den Titel, der für ans Englische gewöhnte Augen interessanterweise das Wort Trash enthält – allemal.

Nicht nur diese bewusst eingesetzte Vagheit, sondern auch die fast durchgehend aufrechterhaltene Spannung zwischen einer dem warmen Klang geschuldeten Heimeligkeit und einer mit plötzlichen Richtungswechseln und Einbrüchen unerwarteter Soundideen erzeugten Bedrohlichkeit erzeugt den Eindruck, all diese Aufnahmen seien in einem abgedunkelten Raum gemacht worden.

Leise Klingel- und Gongtöne, die sich in der Stille abzeichnen, kleinteiliges Klopfen und Rasseln, rauschende Becken, hintergründiges Schaben und Vogelgezwitscher, das sich gekonnt aus dem Obertönen eines Bläsereinsatzes herauswindet – all dies gestaltet sich äußerst suggestiv, sodass allenfalls jemand ohne jegliches Ohr für die Schönheit solcher Musik noch abdriften könnte. (A. Kaudaht)

Label: SOFA