G.A.M.S.: s/t

Wenn man alle Bestandteile aufzählen wollte, die für Rock und viele andere Musik wesentlich ist, dann wären Rhythmus und Feedback wahrscheinlich ganz oben auf der Liste. In ihren typischen Formen, die mannigfaltig sind, haben diese Komponenten etwas Selbstverständliches, das einem erst auffällt, wenn es fehlt. Drummer Andy Stecher und Gitarrist Guido Möbius machen so gesehen etwas Ungewöhnliches, wenn sie auf ihrem gemeinsamen Projekt G.A.M.S. Rhythmus und Feedback aus ihrem vertrauten Ort holen und ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken – ergänzt durch wenige Beigaben, die die Hauptsache nur unterstützen.

G.A.M.S. bezeichnen ihren Stil als „Musik am Rande des Kontrollverlustes“, was v.a. beim Feedback, das Möbius mit Gitarre, Mikro, Verstärker und Effekten erzeugt und in Cut-Up-Manier bereitstellt, sofort ins Auge fällt. Feedback ist generell nur bedingt kalkulierbar, und so hat man der mal lärmenden, mal angenehm wohlklingenden Dröhnung weitgehend freien Lauf gelassen: als jaulendes Solo, das sich in „Tremslo“ um die tremolierende Stimme von Gastsängerin Yuko Matsuyama schlängelt und irgendwann als ätzender Rauch zwischen erratischen Takten verschwindet; als geradezu sanfte Hochtönung, schwungvoll getaktet in „Flatter“; als rauer Lärm, der zwischen die fast technoiden Stakkato-Beats von „Rumba“ grätscht. Überall jedoch wirkt sein Einsatz spontan und improvisiert.

Die rhythmische Seite des Ganzen wirkt dabei zunächst beherrschter, doch wenn Stecher nach dem vergleichsweise straighten „Flatter“ in „Economics“ über Stock und Stein braust und in einem furiosen Freakout jede Kontrolle über Bord wirft, ist all dies schnell als Schein entlarvt. Als noch entgrenzter entpuppen ich die beiden Tracks, bei denen er Unterstützung von Mick Harris (Scorn, Fret, ex-Napalm Death) erhält, wobei besonders das finale „Fraktat“ aus der Reihe fällt. Zu den üblichen Komponenten gesellen sich undefinierbare, industrielle Geräusche, zwischen Handperkussion und Trommelwirbeln ereignen sich abrupte Brüche und schaffen so ein desolates Setting.

Desolat hin oder her hat das Duo im Zeichen des Gamsbocks ein nicht nur originelles, sondern auch ausgesprochen kraftvolles Album auf die Beine gebracht, dem in Kürze eine Single mit weiterer prominenter Unterstützung folgen wird. Mehr dazu bald. (U.S.)

Label: Karlrecords