FRÉDÉRIC D. OBERLAND / IRENA Z. TOMAŽIN: Arba, Dâk Arba

Mit ihrer ersten gemeinsamen Arbeit lieferten Frédéric D. Oberland (Oiseaux-Tempête) und Irena Z. Tomažin (Borghesia) den Soundtrack zu einer ungewöhnlichen Klang- und Bild-Installation von Fanny Béguély, bei der eine Reihe dunkler Fotografien in einem noch dunkleren Raum mittels Verfremdung durch Chemikalien ein interessantes Motiv anklingen lassen – die Versuche des Menschen, seinen Platz in Raum und Zeit zu ergründen und seine Bemühung, mit Antworten zu leben, die einen orakelhaften Charakter haben. Passend dazu war der Titel der Installation auch eine annagramatische Abwandlung der Zauberformel Abrakadabra.

Eine passende Untermalung eines solchen Konzeptes sollte offen und diffus gestaltet sein, um dem Interpretationsspielraum Rechnung zu tragen, doch Sängerin Tomažin und der hier nur mit elektronischer Drehleier (auf englisch Hurdy-Gurdy) und Soundeffekten arbeitende Oberland geben dem opera aperta eine ungewöhnlich starke Intensität. Oberlands Instrument ist für unbedarfte Ohren nicht imemr klar auszumachen, nicht in den langsamen Dröhnwellen des gemächlichen Auftakts, nicht in der hochtönenden Unruhe, die darauf folgt, auch nicht in den warmen Summtönen, die die weiträumige Höhle des Openers “Grotta” ausfüllen. Erst mit den verzweifelt tremolierenden Schreien gegen Ende kommt Scheinwerferlicht ins unterirdische Dunkel.

An der Introvertiertheit mancher Sounds in “Amena” und “Fumes” – dem kreisenden Summen, den sinusartigen Hochtönern – mag man den Soundtrack-Charakter der Aufnahmen erkennen, doch das Keuchen von Tomažins Atem und ihre beschwörende Rezitation geben all dem einen aufs Äußerste exaltierten Gegenpart. Im wahnhaft anmutenden Schreien, Lachen und Bellen in “Hieronamcy” und in seinem polternden Lärm scheint ein Damm zu brechen, ein Erkenntnisakt vollzogen, nach dem nur noch das fast harmonische “Hereafter” folgen kann. Doch selbst das Schlusstableau spart nicht mit kleinen Brüchen, und alles andere hätte zum Abschluss einer solchen Erfahrung auch schlecht gepasst.

Bei einigen Abschnitten wird sicher viel an Diamanda Galas oder an die aus dem “2001″-Score bekannten Werke Ligetis gedacht werden, doch in ihrer ehrlichen Vagheit und in ihrem irritierenden und doch niemals bedrohlichen Charakter hat diese Musik ihre ganz eigene Aura, die es kennenzulernen lohnt.

Label: Hallow Ground