LYKE WAKE / NOISE CLUSTER: Let the Universe Fall

Da die Personen hinter den beiden römischen Projekten Lyke Wake und Noise Cluster schon seit Unzeiten befreundet sind, überrascht eine Zusammenarbeit zwischen dem erfahrenen New-Waver und dem von Flavio Rivabella (alias Der bekannte postindustrielle Trompeter) und Arianna Degni Lombardi betriebenen Electronica-Duo eigentlich nicht – man wundert sich eher, dass es nicht schon viel früher zu dieser “Collaboration for Doomsday” gekommen ist.

Dabei sind die musikalischen Ansätze des überzeugren Drum Machine-Verweigerers Stefano Di Serio, der sein Projekt nach einem englischen Folk-Traditional benannt hat, und des IDM-Duos ziemlich verschieden, aber das muss ja nicht unbedingt ein Kriterium sein. Ich vermute, die drei haben zusammen gejammt oder zunächst mit verschiedenen Synthies und Instrumenten wie einer tibetischen Klangschale improvisiert und sich dann die Entwürfe ohne genaueren Masterplan hin und hergeschickt. Das Ergebnis zeigt aber eine originelle Handschrift, bei der Reminiszenzen an Kosmische Musik und urige, “industrielle” Klangwelten zusammenkommen.

Man braucht eine Weile, um den roten Faden zu finden, der sich durch die mal verspielten, mal schwermütigen, aber immer vielschichtigen Synthiescapes zieht. Sind es die Scifi-Zitate, die man gerade aus früheren Arbeiten von Noise Cluster gewohnt ist, die sich im Opener “Gamma Ray Scenario” ebenso finden wie im soghaften Korgsound von “Deranged Solar Flares”, und die ihre Wiedergänger in synthetischen Tierstimmen finden, im Quaken und Zwitschern nach Art der Black Lesbian Fishermen, das aus einer fernen Zukunft oder einer ebenso fernen Urzeit herübergeweht scheinen?

Oder sind es eher die wechselvollen Takte, die sich oft komplex und wagemutig geben, einige Stücke aber fast clubtauglich machen? Oder doch eher die wuchtigen Zeichen eines apokalyptischen Heroismus, der sich in dunkel ausgeleuchteten Passagen quer durch das Tape zieht: Durch die Echos von Chorälen und das schwere Orgelpathos von Tracks wie “A Stream Inside The Dark Of The Universe” und “The Black Light Beyond Lensed Star 1″, aber auch durch monumentale Synthiebrocken von neoklassischer Wucht in “And Then The Dark” oder das organisch-anorganische Soundchaos in “The Shadowed Universe Of Pain”?

Wahrscheinlich ist all das von einer gewissen Bedeutung und wird nur noch von einem Stimmungsaspekt übertroffen, nämlich einer stoischen Ambivalenz angesichts eines kontingenten Universums, welchs es in einem vitalen Totentanz zu feiern gilt. Der leidenschaftliche Die Hard kann dies tun, während eines von sechzig Tapes im Deck rotiert. (U.S.)

Label: Luce Sia