SPIRES THAT IN THE SUNSET RISE: Psychic Oscillations

Spires That In The Sunset Rise, sicher eine der interessantesten Bands, die aus einem Weird Folk-Kosmos hervorgegangen sind, haben sich fortwährend verändert und gerade in den letzten Jahren eine Entwicklung durchgemacht, bei der Improvisation eine stärkere Rolle zukam (wie z.B. bei ihren Aufnahmen mit Michael Zerang). Nach den zwei fast schon kammermusikalischen Teilen von „Ancient Patience Wills It Again“  wurde bei dem Nachfolger „Beasts In The Garden “ der Fokus stärker auf Blasinstrumente gelegt.

Ka Baird hat sich bei ihren zahlreichen Arbeiten mit anderen und auch auf ihren letzten Soloveröffentlichungen immer stärker am (noch) experimentelleren Rand situiert. Taralie Peterson hat als Louise Bock ihr Cello ins Zentrum des Klangs gerückt und arbeitet gerade unter dem Namen Tekla Peterson an einem Album mit Popmusik .

Auf „Psychic Oscillations“, dem zwölften Album der Band, finden sich durchaus Anknüpfungspunkte zu Ka Bairds letzten beiden Soloalben. In einem Interview, das ich vor drei Jahren mit ihr führte, meinte sie dann auch: „Es gibt keine klare Trennlinie zwischen dem, was als Solomaterial gilt, was als Spires-Material gilt und was weder noch. Es ist ein fließender, organischer Prozess, bei dem alles immer wieder ineinander übergeht.“

„Hypnagogic“ beginnt mit wortlosem Singen, die Stimme klingt fragmentiert, dann setzt eine Oboe ein. Das Titelstück beginnt mit kargen gezupften Celloklängen, die den Gesang untermalen, dann setzt Saxophon ein und in Passagen scheinen Instrument und Stimme ineinander überzugehen. Das Stück klingt, als hätten sich ein paar nicht greifbare Entitäten zum Free Jazz verabredet. Auf dem kurzen „Nobody“ murmeln entfernte Stimmen,  „Geomantra“ greift Melodieelemente des 2015 erschienenen Albums „Beasts in the Garden“ auf: Zum fast schon sakralen Gesang werden Flöten übereinandergeschichtet. Dieses in Passagen hektische Stück ist einer der Höhepunkte des Albums. Auf „Terrestrials“ dominieren getragene Cellopassagen.  An diese Stücke knüpft „Sax Solfa“ an.

“Psychic Oscillations” arbeitet mit Wiederholungen, die Band selbst spricht von “cyclical structures”, und noch in einem stärkeren Maße als auf vorangegangenen Alben werden konventionelle Songstrukturen aufgebrochen und aufgelöst. Diese teilweise sehr physische Musik entrückt den Hörenden manchmal in seltsame Regionen.

Label: FPE Records