THE BODY: I’ve Seen All I Need To See

Das aus Lee Buford and Chip King bestehende Duo hat in den vergangenen 20 Jahren auf einer ganzen Reihe von eigenständigen Alben und zahlreichen Kollaborationen (u.a. mit Uniform, Thou oder Krieg) und Seitenprojekten (z.B. Sightless Pit mit Lingua Ignota) eine massive, wuchtige Musik mit Doom- und Sludgeeinflüssen gespielt, aber auch von Anfang an immer verschiedenste Instrumente in das Klangbild integriert. Waren einige der letzten Veröffentlichungen stark von elektronischen Elementen und Samples durchzogen, so sind diese schon 2019 entstandenen Aufnahmen eine (etwas) stärkere Runterbrechung auf die Basis (Schlagzeug, Gitarre, Gesang), ähnlich, wie The Body bei ihren Auftritten auf ihren letzten Touren klangen.

Geht man die Titel ihrer Veröffentlichungen der letzten Jahre durch, sieht man ein Panorama des Leid(en)s („All The Waters Of The Earth Turn To Blood“, „I Have Fought Against It, But I Can’t Any Longer“, „No One Deserves Happiness“, „O God who avenges, shine forth. Rise up, Judge of the Earth; pay back to the proud what they deserve.“) und auch auf dem neuen Album, dessen Titel einem Stück von Adam Faucett entnommen ist, entfaltet das Duo ein Tableau des Schmerzes.

Das Album beginnt mit „A Lament“, auf dem Douglas Dunns Gedicht „The Kaleidoscope“ rezitiert wird. Es geht um den Verlust von Dunns Frau: „Grief wrongs us so“, heißt es da, während die ultraverzerrte Gitarre den Eindruck erweckt, die Lautsprecher seien beschädigt, vereinzeltes Röcheln setzt ein, dann gibt es kurze Unterbrechungen und man hat auch noch den Eindruck, die Tonspur löse sich auf. Wuchtiges Schlagzeug leitet „Tied Up And Locked In“ ein,  dann setzen das verzerrte Brutzeln der Gitarre und das für The Body so typische Heulen ein (Schreien kann man es nicht nennen), das irgendwann zu einem Auskotzen wird, das inmitten dieser brachial-verzerrten Soundwand tönt. Egal ob die schleppenden Beats von „Eschatological Imperative“, das auf Rhtyhmus weitgehend verzichtende „A Pain Of Knowing“, die Noiseorgie “They Are Coming” oder die Spoken Words auf “The Handle/The Blade”, alle Stücke sind von solch einer brachialen Wucht und Wut, dass man am Ende erschöpft niedersinkt (ähnlich wie bei den musikalisch ganz anders ausgerichteten Portal). Sicher nicht die schlechteste Musik zur Zeit. (MG)

Label: Thrill Jockey